„So wird St. Pauli vom Hafen abgeriegelt“

■ Immobilien-Becker will mit seiner Klage gegen St. Pauli-Bebauung nur das Beste

Claus Becker fühlt sich häufig mißverstanden. Das ist auch bei den zwei Gerichtsverfahren nicht anders, die der Besitzer des Erotic Art Museums jetzt gegen die Stadt angestrengt hat. Man solle seine juristischen Aktivitäten jedoch nicht falsch interpretieren. „Ich habe nichts gegen den Bau von Wohnungen“, versicherte Becker gestern der taz. Wie berichtet, hat der Immobilienbesitzer Widerspruch beim Verwaltungsgericht gegen die Baugenehmigung für 63 öffentlich geförderte Wohnungen an der Bernhard-Nocht-Straße eingereicht. Die geplanten fünfstöckigen Gebäude mit Kindertagesheim und Gewerbe führten zu einer unzumutbaren „Verschattung“ seiner fünf gegenüberliegenden Häuser.

Becker stört sich auch daran, daß zur Änderung des Bebauungsplans – fünf statt vier Geschosse – die Anwohner nicht ausreichend gehört worden seien: „Gestaltungswünsche aus der Bevölkerung sind wohl nicht erwünscht.“ Das Gegenteil sei richtig, entgegnet Bernd Meyer, Pressesprecher der Stadtentwicklungsbehörde (Steb): „Die Bürger sind ausreichend beteiligt worden.“ Man habe die Einwendungen sorgfältig geprüft und ihnen nicht stattgegeben, weil sie nicht berechtigt gewesen seien – auch nicht die von Becker. „Er hat keine Sonderstellung“, so Meyer.

Schon seit langem sind sich die Behörden und Becker nicht grün. Bereits bei der Gestaltung des Hans-Albers-Platzes hatte sich Becker mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen können. Auch beim Ausbau des Hafenrandes liegen der gebürtige Flensburger, Steb und Bezirksamt Mitte nicht auf einer Linie. Becker hält die geplanten Wohnungen, die mit einer Sozialbindung über 30 Jahre belegt sind, an der Bernhard-Nocht-Straße für fehl am Platze: „So wird St. Pauli vom Hafen abgeriegelt.“

Ganz ohne Hoffnung ist Becker dennoch nicht: „Vielleicht bringen die Gerichtsverfahren alle Parteien wieder an einen Tisch.“ Er sei zu Gesprächen jederzeit bereit: „Ich will ja keine positive Lösung für den Stadtteil verhindern.“ cleg