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Zwei Biermonopole beherrschen den Markt

■ Neben Brau und Brunnen und Oetker fällt die Produktion von Bürgerbräu in Köpenick kaum ins Gewicht. Marken mit unterschiedlichem Image und anderer Rezeptur kommen aus einem Kessel

Auch der Biergenuß ist mittlerweile monopolisiert. Wenn sich am kommenden Donnerstag die Verkündung einer fürstlichen Anordnung, die als das „deutsche Reinheitsgebot“ in die Geschichte einging, zum 482. Mal jährt, produzieren noch exakt drei Brauereien nahezu das gesamte Bier der Spreestadt. Im 19. Jahrhundert brauten dagegen noch über 100 Sudhäuser typischen Berliner Gerstensaft nach ihrem jeweiligen Spezialrezept.

Die größte Brauerei mit über 60 Prozent der einheimischen Herstellung steht in Weißensee und gehört dem stärksten deutschen Getränkekonzern, der Dortmunder Brau und Brunnen AG. Aus den Anlagen fließen Biere der Marken Schultheiss, Engelhardt und Berliner Pilsener. Letztere kaufte der Konzern nach der Wende aus der östlichen Konkursmasse. Nachdem Schultheiss die alten Brauereien in Spandau und Kreuzberg stillgelegt hatte, betreibt man in Weißensee jetzt ein einziges Sudhaus. Schultheiss-Sprecherin Asta Wegner legt aber Wert darauf, daß das Helle der verschiedenen Marken mit unterschiedlichen Rezepturen gebraut werde.

Das sei wie mit einem Topf auf dem privaten Kochherd: „Heute bereiten Sie Kartoffeln zu und morgen Gulasch. Zwischendurch wird der Topf ausgewaschen.“ Je nach Produktionsbedarf mischen die Braumeister tage- oder wochenweise die Ausgangsprodukte Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe in speziellem Verhältnis, um nach der Gärung die Jungbiere der verschiedenen Marken in Tanks zu lagern. Die jeweilige Geschmacksrichtung von Schultheiss oder Berliner Pilsener kommt zustande, wenn zum Beispiel andere Hefen oder Mengen von Hopfen verwendet werden. Platz zwei auf der Rangliste nimmt der Oetker-Konzern mit seiner Kindl-Brauerei in Neukölln ein – eine Marke, die außerdem noch in Potsdam hergestellt wird. Aus diesem Sudhaus stammt etwa ein Drittel der hiesigen Herstellung.

Weit abgeschlagen mit knapp vier Prozent arbeitet zudem noch Bürgerbräu in Köpenick, die nach der Wende die oberpfälzische Familie Cham kaufte. Die zweite große Brauerei des ehemaligen Ostens, Bärenpils in Treptow, wurde geschlossen und ihre Marke nach Kassel verkauft. Kaum ins Gewicht fallen sieben Privatbrauereien wie etwa Aschinger.

Mit der Berlin-Brandenburgischen Herstellung von 4,1 Millionen Hektolitern verhält es ähnlich wie mit der gesamtdeutschen Fertigung: Sie sank 1997 um etwa 0,2 Prozent – Ausdruck von Absatzschierigkeiten aufgrund sinkender Verbrauchereinkommen. Die Brauerzunft der Spreestadt verzeichnet jedoch eine Spezialität: Bei abnehmender einheimischer Produktion stieg der Gesamtverkauf von Bier um 1,3 Prozent. Die ortsansässigen Hersteller verlieren Marktanteile, die sie versuchen, mit neuen Kreationen wieder herbeizubrauen. Da gibt es von Schultheiss ein Schwarzbier, Bürgerbräu vertreibt ein „Rotkelchen“, und Kindl hat den „Märkischen Landmann“ im Programm, der aus Potsdam kommt.

Legt man den jährlichen Pro- Kopf-Konsum der sächsischen oder bayerischen Bevölkerung zugrunde (160 bis 180 Liter), erscheinen Absatzsteigerungen im preußischen Kernland mit seinem nördlichen Hang zu Korn und anderem Hochprozentigem durchaus noch im Bereich des Möglichen. An Spree und Havel trinken NormalkonsumentInnen nämlich nur 70 bis 80 Liter pro Jahr. Hannes Koch

3. Bier- und Getränkemesse, 18.–20.4, 10–18 Uhr, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1–3

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