: Mehr oder weniger Arbeitsplätze geschaffen
■ Industrie kündigt neue Stellen an. Bundesamt: Leute arbeiten nur mehr Stunden
Frankfurt/Wiesbaden (AP/ AFP) – Die drei wichtigsten Industriezweige in Deutschland kämpfen anscheinend weiter für eine gute Stimmung im Wahljahr: Sie wollen 1998 zusammen rund 80.000 neue Arbeitsplätze schaffen, sagten gestern hohe Verbandsfunktionäre in Zeitungsinterviews. In der Autobranche sollen es dank des anhaltenden Verkaufsbooms 35.000 sein – wenn der Benzinpreis nicht drastisch erhöht wird. Die Elektrokonzerne wollen bis zu 25.000 Mitarbeiter einstellen, weil die Inlandsnachfrage endlich in Schwung komme. Der Maschinenbauverband VDMA hatte bereits vor einigen Wochen einen Zuwachs in seiner Branche von 20.000 oder mehr Arbeitsplätzen in Aussicht gestellt. Dies führte er allerdings fast nur auf den Export zurück. Die Konzerne suchen Leute mit Studium und Auslandsbereitschaft.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden sprechen jedoch eine andere Sprache als die Bosse. Die Industrie in Deutschland hat zu Jahresbeginn trotz eines deutlichen Umsatzzuwachses weiter Stellen abgebaut, so das Amt gestern. Der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau lag im Februar mit 174,4 Milliarden Mark um 5,5 Prozent höher als vor Jahresfrist. Dennoch ging die Zahl der Beschäftigten um 72.000 oder 1,1 Prozent zurück. Vor allem der Auslandsumsatz stieg um 11,3 Prozent auf 58,7 Milliarden Mark. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Industrie- und Bergbaubetrieben mit mehr als 20 Beschäftigten stieg trotz Stellenabbaus im Westen um 0,1 und im Osten um 1,6 Prozent.
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