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Rotstift bei Asienwissenschaften

■ Das bundesweit einzigartige Institut für Afrika- und Asienwissenschaften an der Humboldt-Uni wird um ein Drittel abgespeckt. Einige Studiengänge müssen ganz schließen

An der Humboldt-Universität geht es einer Rarität an den Kragen: Das in Deutschland einzigartige „Institut für Afrika- und Asienwissenschaften“ muß um ein Drittel schrumpfen. Die Studiengänge Mongolistik, Koreanistik und Vietnamistik – Unikate in der deutschen Wissenschaftslandschaft – werden ersatzlos gestrichen. Auch der Bereich „Internationale Beziehungen in Asien“, der sich vor allem mit wirtschaftlichen Problemen Südostasiens befaßt hat, fällt weg. Das beschloß der Akademische Senat nach Vorgabe des Bildungssenators.

Kritik an dieser Entscheidung meldeten zuerst die regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) an, bei denen viele der Studienabgänger arbeiten: Künftig sei es schwieriger, kompetente Mitarbeiter im Bereich Asien zu bekommen, erklärt Klaus Dünnhaupt von der Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte in Berlin. Auch unter den Wissenschaftlern stößt die Entscheidung auf Kopfschütteln. Mit dem Regierungsstandort Berlin werde es „einen wesentlich erhöhten Bedarf an wirtschaftlicher und politischer Expertise in den Bereichen Afrika und Asien“ geben, sagt Professor Klaus Timm. „Inhaltliche Überlegungen“ hätten bei den Sparvorgaben offensichtlich keine Rolle gespielt. „Das Maß an konstruktiver Kommunikation, das wir hier haben, gibt es nun einmal nicht, wenn man an verschiedenen Universitäten hier und da mal ein Seminar zu Asien anbietet“, sagt Dekan Peter Heine. Um den Verlust von sechs Professuren sowie des dazugehörigen Mittelbaus zumindest ansatzweise auszugleichen, will Heine nun verstärkt Drittmittel anwerben. Seine Kollegin Ingrid Wessel, Professorin für Südostasienstudien, kritisiert: „Auf Dauer werden wir unsere eurozentristische Sicht aufgeben müssen. Warum soll man denn nicht zwei Dutzend Wissenschaftlern gestatten, sich mit Asien zu befassen?“

Zu DDR-Zeiten vereinigte die Humboldt-Universität nach Moskau und London die größte Konzentration von Afrika- und Asienwissenschaften. Das Verhältnis von Lehrenden zu Lernenden war traumhaft: etwa 150 Wissenschaftler betreuten rund 200 Studenten. Anders als an anderen Universitäten wurde hier versucht, traditionelle Wissenschaften wie Orientalistik oder Archäologie mit einem modernen Angebot zum Studium des modernen Asien zu verbinden.

Nach dem Mauerfall wurde umstrukturiert: Übrig blieben 23 Professuren an zwölf Seminaren von Ägyptologie bis Zentralasienstudien. 1.425 Studenten sind an dem Institut eingeschrieben; in jedem Jahr schließen etwa 40 ihr Hauptfach bei den Afrika- und Asienwissenschaftlern ab. Die meisten arbeiten später bei internationalen Organisationen, im Auswärtigen Dienst oder bei NGOs. Jeannette Goddar

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