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KommentarPädagogisch versagt

■ Schulleiter hätte reagieren müssen

Laßt sie doch feiern, Ihr verschrobenen Moralapostel, die angehenden AbiturientInnen sind schließlich keine Kinder mehr. SchülerInnen brauchen Freiräume, sie müssen ihre Feten selbst ausrichten können, so wie sie Artikel für die Schülerzeitung schreiben dürfen müssen, ohne zensiert zu werden. Alles richtig. Trotzdem können die Argumente nicht darüber hinwegtäuschen, daß bei dieser Abschlußfeier, in der sich Lehrer und Schüler in einer erotischen Atmosphäre vergnügt haben, Grenzen überschritten worden sind. Junge Mädchen in kurzen Minis, hochhackigen Schuhen und Netzstrümpfen – klar, daß das vor allem Lehrern in den 50ern gut gefällt und sie sich nicht gern fragen lassen, welches Frauenbild hier vermittelt wird und wo sexuelle Diskriminierung anfängt. Vielleicht dort, wo sich junge Mädchen als Prostituierte verkleiden und sich begaffen lassen müssen, nur um an der Schule nicht als prüde zu gelten?

Spätestens als die Flugblätter auftauchten, hätte der Schulleiter reagieren müssen. Er hätte die SchülerInnen, die sich sexuell diskriminiert gefühlt haben, schützen und ihren Argumenten Gehör verschaffen müssen. „Minderheitenschutz“heißt dieses Lernziel. Jetzt werden die Nulltagefeiern von der Schulbehörde kontrolliert. Und den Schülern ist wegen der falsch verstandenen Freiheitsliebe ihres Schulleiters ein Stück Freiheit verlorengegangen.

Kerstin Schneider

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