piwik no script img

„Das ist Vulgärdarwinismus“

■ SFB-Chef gegen Entmachtung des SFB und für Arbeitsteilung SFB/ORB. Brandenburgs Landesregierung: „Fusion nicht vom Tisch“

SFB-Intendant Horst Schättle will die Zukunft seines Senders durch mehr Kooperation mit dem ORB sichern. So sollten SFB und ORB im TV-Bereich in Zukunft arbeitsteilig abstimmen, wer was fürs erste Programm produziert, sagte Schättle gestern. Die Diskussion um die Rundfunkzukunft in der Hauptstadtregion war wieder entbrannt, nachdem der ARD- Vorsitzende Udo Reiter (MDR) beide Sender aufgefordert hatte, entweder ihre Programme einzudampfen oder zu fusionieren.

Bisher liefert jeder ARD-Sender je nach Größe einen bestimmten Anteil für jede Programmsparte wie Politik oder Kinderprogramm. Schättle schlägt nun vor, der SFB könne bestimmte Teile für den ORB mit übernehmen und umgekehrt.

Im Radiobereich machen SFB und ORB bereits fünf Programme gemeinsam. Doch beim Fernsehen leistet sich jeder Sender sein eigenes Programm. Das SFB-TV B1 einzuschränken, findet Schättle „kultur- und medienpolitisch verantwortungslos“. Zu einer ORB/ SFB-Fusion sagte er: „Hier bleiben alle Optionen offen.“

Der SFB-Chef ist gegen Reiters Vorschläge, wonach nur noch finanzstarke Sender in der ARD mitstimmen sollen. Für die ARD das Prinzip „Wer zahlt, schafft an“ zu fordern, sei „Vulgärdarwinismus“. ORB-Chef Hansjürgen Rosenbauer hält seinen Sender bei gleichbleibendem Programmvolumen in spätestens fünf Jahren nicht mehr ohne Kredite für finanzierbar.

Die Brandenburger Landesregierung sieht die Option einer Landesrundfunkanstalt Berlin- Brandenburg noch nicht vom Tisch. „Diese Lösung wäre genauso groß und leistungsstark wie der Hessische Rundfunk“, sagte Regierungssprecher Erhard Thomas gestern der taz. Trotz des Scheiterns der Länderfusion könne „nach dem Jahr 2000 die Überlegung noch mal aufgenommen“ werden. Daß das Modell einer Nordostdeutschen Rundfunkanstalt aus Berlin und Brandenburg plus Mecklenburg-Vorpommern wiederbelebt wird, hält der Regierungssprecher hingegen für unrealistisch. Unwahrscheinlich sei auch ein Ausbrechen von Sachsen-Anhalt aus dem MDR, mit dem Berlin und Brandenburg dann einen Sender aufmachen könnten. löw/lm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen