BKA-Zelt soll grünem Rollrasen weichen

■ Heute soll das Kabarett am Matthäikirchplatz in Tiergarten geräumt werden, weil die Fläche vor dem Kulturforum neu gestaltet wird. Verwaltungsgericht lehnte Rechtsschutz ab. Noch kein Ersatzstandort

Die Berliner Kabarett-Anstalt (BKA) muß mit ihren beiden Zelten das Gelände am Matthäikirchplatz in Tiergarten räumen. Nach einer Initiative von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) hatte das Verwaltungsgericht gestern der heutigen Räumung zugestimmt. Die Betreiber des Varietétheaters am Kulturforum waren überrascht – mit einer so schnellen Räumung hatten sie nicht gerechnet.

„Zur Eröffnung der Gemäldegalerie wird derzeit die Freifläche am Kulturforum neu hergerichtet“ – so beschrieb Joachim Günther, Sprecher von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), die geplante Aktion. Das Gericht hatte gestern einen Antrag der BKA zurückgewiesen, mit dem der Verein um vorläufigen Rechtsschutz bat. Ebenso hatten die BetreiberInnen der BKA bereits vor zwei Tagen eine Petition im Abgeordnetenhaus eingereicht, um vorerst auf dem Areal zwischen Nationalgalerie, Staatsbibliothek und Philharmonie bleiben zu können.

Kerstin Appelshäuser, Sprecherin der Senatsbauverwaltung, bekräftigte das Vorhaben der Bauverwaltung. Ein Sprecher der Polizei sagte dagegen: „Uns ist von einer Räumung bisher nichts bekannt.“

Klemann hatte am 23. Februar die Räumung des Geländes am Kulturforum verlangt. Vor der Eröffnung der Gemäldegalerie im Sommer will das Land auf dem Areal eine provisorische Grünfläche errichten – bis die Planung des Geländes abgeschlossen ist. Dort befinden sich die BKA-Zelte, Container der Baufirma Hochtief und ein mobiles Büro des Vereins „Raumentwicklung Kulturforum“.

Schon gestern morgen hätten Arbeiter der vom Senat beauftragten Firma „Grün Berlin GmbH“ Bäume auf dem entsprechenden Areal gefällt, berichtete Karsten Feucht von „Raumentwicklung“. Am frühen Nachmittag erfuhren die BKA-Betreiber, daß sie ihren Standort sofort räumen sollen.

Franziska Keßler vom BKA gab sich empört: „Wir haben keine Lust, für Strieders Provisorien unter dem Rollrasen zu verschwinden.“ Sie kündigte an: „Freiwillig werden wir nicht gehen.“ Das Varietétheater habe schon vor einiger Zeit eine Räumungsaufforderung erhalten. „Aber so einfach können wir nicht umziehen, wir brauchen einen geeigneten Platz. Wenn wir jetzt für einige Monate nicht spielen können, droht uns der finanzielle Ruin“, sagte sie.

Die Räumung sei „selbstherrlicher Aktionismus des Senats gegenüber dem Parlament“, kritisierte Ida Schillen, baupolitische Sprecherin der Grünen. Denn das Abgeordnetenhaus habe die Senatsverwaltungen aufgefordert, mit der BKA eine gütliche Einigung zu finden. Zudem sei die Petition noch nicht abschließend behandelt. „Aber wenn es darum geht, vollendete Tatsachen gegen den Parlamentswillen zu schaffen, ziehen Klemann und Strieder an einem Strang“, sagte Schillen. Für einen Ersatzstandort, der „selbstverständlich vor dem Umzug feststehen müsse“, sprach sich auch die bündnisgrüne Bezirksstadträtin Elisa Rodé aus. Dieser sei im Moment jedoch nicht in Sicht, so Keßler.

Jedoch muß Klemanns Bauverwaltung noch etwas warten, bevor sie den neuen Rasen auf dem Areal ausrollen kann: Morgen entscheidet das Verwaltungsgericht über eine Klage der Hochtief. Auch die Baufima wehrt sich gegen eine von der Bauverwaltung ausgesprochene Räumungsaufforderung. Christian Domnitz