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Digitale Emigration

■ Aufständische nutzen weltweit das Internet, nur ihre Heimatländer erreichen sie nicht

Singapur (rtr) – Auf Bougainville gibt es keinen Zugang zum Internet. Es gibt noch nicht einmal überall Elektrizität. Unterentwicklung ist immer der erste Grund, warum Rebellen gegen ihre jeweiligen Regierungen kämpfen. In der Südsee haben sie inzwischen technisch die Nase vorn: Sie nutzen das Internet als Medium und Diskussionsplattform zur Vermittlung ihrer politischen Ziele.

Die Regierung kam erst spät dahinter. Gegen diese Agitation sind Regierungen machtlos, sie können höchstens versuchen, die Adressen für ihre Länder zu sperren. In Bougainville ist nicht einmal das nötig. Trotzdem sagt einer der Rebellensprecher: „Ich denke, das ist eine tolle Sache für die Linke. Das wird uns alle zusammenbringen, und wir merken, daß die Menschen die Möglichkeit haben, die Dinge zu verändern“ Der Mann lebt in Sydney, Australien, wo auch sein Webserver steht.

Das ist typisch. Websites von Aufständischen sind auf Großrechnern Tausende Kilometer von den Konfliktzonen entfernt gespeichert. Als die Túpac Amaru vier Monate lang ihre Geiseln in der Residenz des japanischen Botschafters in Lima festhielt, verbreitete sie ihre politischen Parolen von Europa aus über das Internet. Eine Kashmir-Internetseite, die von einem „Islamischen Gateway“ in England veröffentlicht wird, verfügt nach eigenen Angaben über die Unterstützung der Allparteien-Friedenskonferenz im nordindischen Jammu und Kashmir. Der Hauptvertreter der indonesischen Widerstandsbewegung in Ost-Timor, der Nationale Rat für Maubere-Widerstand (CNRM), betreibt seine Internetseite über einen Server in Portugal (www .ci.uc.pt/Timor/cnrm.htm).

Tim Trevan, Manager für elektronische Informationen am Internationalen Institut für Strategische Studien in London, sieht die Vorteile des Internets für die Rebellen neben den geringen Kosten auch bei der Sicherheit. „Um mit Journalisten zu sprechen, muß man sich exponieren, bei der Kommunikation über das Netz nicht“, erklärt Trevan. „Es gibt allerdings auch taktische Nachteile“, meint Trevan, „weil die Rebellen ihre Politik auf diese Weise konkret artikulieren müssen.“

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