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Australiens Hafenarbeiter in den Mühlen der Justiz

■ Jetzt beschäftigt sich das Bundesgericht mit der Entlassung von 2.100 gewerkschaftlich organisierten „Dockers“. Doch deren Chancen auf Wiedereinstellung sind trotzdem gering

Berlin (taz) – Trotz der andauernden Blockade australischer Häfen hat sich der Konflikt um die Entlassung von 2.100 gewerkschaftlich organisierten Hafenarbeitern inzwischen vor das Bundesgericht des Landes verlagert. Doch das sorgt bisher vor allem für Verwirrung. Am Dienstag hatte Richter Anthony North in Melbourne zunächst der Gewerkschaft „Maritime Union of Australia“ (MUA) recht gegeben. Die hatte auf sofortige Wiedereinstellung ihrer entlassenen Mitglieder geklagt, bis über die Rechtmäßigkeit der Massenentlassung entschieden sei. In seiner Urteilsbegründung vermutete der Richter sogar, die Hafenverladefirma Patrick Stevedores und die Regierung hätten sich gegen die militante MUA verschworen.

Doch die Freude der „Wharfies“ genannten Dockarbeiter über den Sieg währte nur drei Stunden. Dann trat das Gericht erneut und vollständig per Videokonferenz zusammen und gab einem Einspruch der Verladefirma für 24 Stunden nach. Diese Frist wurde gestern erneut verlängert. Solange muß das Unternehmen die Entlassenen nicht wiedereinstellen. Der entscheidende Prozeß um die Rechtmäßigkeit der Massenentlassung beginnt erst am 28. Mai.

Patrick Stevedores ist eins von zwei großen australischen Hafenverladeunternehmen und hat erklärt, die Entlassenen ohnehin nicht wieder einstellen zu können. Die Firma habe bereits neue, unorganisierte Arbeiter beschäftigt, denen sie jetzt verpflichtet sei. Vor zwei Wochen hatte Patrick mit Unterstützung der konservativen Regierung 1.400 festangestellte und 700 teilzeitbeschäftige MUA-Arbeiter unter Einsatz mehrerer hundert Wachmänner in einer Nacht- und-Nebel-Aktion entlassen. Die MUA-Mitglieder seien arbeitsunwillig und ineffizient, so die Begründung. MUA und die oppositionelle Labour-Partei werfen dagegen Patrick und der Regierung vor, die Macht der Gewerkschaften brechen zu wollen.

Selbst bei einem Sieg der Gewerkschaft vor Gericht dürften Wiedereinstellungen nur schwer durchzusetzen sein. Patrick gliederte in den letzten Monaten die Docker in ein formal selbständiges Subunternehmen aus. Dies ist quasi bankrott, was laut Patrick die Ineffizienz der MUA-Docker unterstreicht. Patrick spekuliert jetzt, ein insolventes Unternehmen könne nicht zur Wiedereinstellung entlassener Arbeiter gezwungen werden.

Gewerkschafter blockieren weiter von Patrick betriebene Hafenanlagen. Vereinzelt kommt es zu Zusammenstößen mit der Polizei und Blockadebrechern. Derweil steigen die wirtschaftlichen Kosten des Arbeitskampfes. Über 10.000 Container warten auf ihre Verladung. Mehrere Firmen drohten bereits Entlassungen an. Sven Hansen

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