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Bücken lernen: Arbeitslose in die Spargelfelder

■ Arbeitsbeschaffung à la Bundesregierung: Arbeitslose zum Spargelstechen verpflichtet

Nienburg (AP) – Nachdem die Bundesregierung den Einsatz osteuropäischer Erntehelfer um 30.000 beschnitten hat, sind deutsche Arbeitslose in diesem Jahr zum Spargelstechen verpflichtet worden. Das teilte der Vorsitzende der Vereinigung der Spargelanbauer in Niedersachsen, Dietrich Paul, gestern mit. Allerdings seien diese „unerhört schwer in die Gänge zu kriegen“. Einige sind nicht zur Arbeit erschienen. Wer ohne triftigen Grund nicht kommt, dem droht eine 12wöchige Sperre des Arbeitslosengeldes.

Dies „ist eine Maßnahme des Bundesarbeitsministeriums, die uns aufgezwungen wurde“, sagte Paul. „Wir würden lieber weiter mit den Osteuropäern arbeiten, weil sie zuverlässig sind.“ Laut Paul haben einige hundert Arbeitslose eine Schulung zum Spargelstechen durchlaufen. Dafür sei echter Spargel zugekauft worden. Gelehrt wurde auch das richtige Bücken. Ein Arbeitsloser, der Spargel sticht, verdient pro Stunde 10,60 Mark und erhält dazu pro Tag 25 Mark vom Bundesarbeitsministerium. Ein Sprecher der Bielefelder Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitsloseninitiativen nannte die Maßnahme „abenteuerlich“. Arbeitslosigkeit sei nicht auf den mangelnden Willen der Betroffenen zurückzuführen, sondern auf den Mangel an qualifizierten Arbeitsplätzen.

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