: BKA-Zelt wird unter Polizeiaufsicht zerlegt
■ Bausenator Klemann ordnete die Räumung an, um Platz für eine Grünfläche zu schaffen. Gestern begann eine Privatfirma mit der Demontage. BKA-Betreiber will Konkurs anmelden
Friedlich scheint die Sonne auf den Platz vor dem Kulturforum. Drei Einsatzwagen der Polizei, zwei LKWs und ein Bagger stehen neben den Zelten der Berliner Kabarett-Anstalt (BKA). Die Ruhe trügt – gestern vollzog die Bauverwaltung die Räumung der BKA- Zelte, nachdem ein Urteil des Verwaltungsgerichts am Mittwoch dafür grünes Licht gab. Bausenator Jürgen Klemann (CDU) und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) wollen auf der Fläche Rasen aussäen.
Die Betreiber des Theaters müssen zuschauen, wie Arbeiter der Firma „Plischka Transportservice“ die Einrichtung des BKA- Zelts abbauen. Zuvor hatte die Polizei einen von den Bündnisgrünen initiierten Sitzstreik aufgelöst. Zehn Leute wurden weggetragen, die einen Transporter gewaltfrei an der Abfahrt hindern wollten.
„Wir haben blauäugig den Aussagen der Kulturverwaltung vertraut“, sagt Jürgen Müller, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft und künstlerischer Leiter des BKA. Diese hätte dem BKA zugesichert, bald einen geeigneten Ersatzstandort zu finden. Auch der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Stadtentwicklungssenator Strieder hätten dem BKA Hilfe bei der Suche nach einem neuen Standort in Aussicht gestellt. „Einen akzeptablen Platz haben wir jedoch bisher nicht finden können“, sagt Müller.
Nun demontieren Abbrucharbeiter mit Akkuschraubern und Trennschleifern die phantasievolle Burg aus Holzplatten und verzierten Türrahmen. „Das hier ist doch nichts Besonderes“, sagt einer von ihnen und zeigt auf einen bemalten, mit Rankgewächsen bepflanzten Bretterzaun. Die BKA-Betreiber holten in den letzten sieben Jahren namhafte Künstler wie Helge Schneider, Rosenstolz, Sissy Perlinger und Tim Fischer in ihr Zelt. Nun verteilen sie zerknirscht Eis an die Herumstehenden – der Strom wurde abgestellt.
Die Zelte am Kulturforum und das BKA-Theater am Mehringdamm haben zusammen 55 Mitarbeiter. Da die Zelte den Theaterbetrieb am Mehringdamm finanziell trügen, will Müller demnächst für beide Konkurs anmelden. „Wenn wir in ein paar Monaten einen neuen Platz bekommen, nützt uns das nicht“, sagt er. „Denn mit einem eingelagerten Zelt kann man weder Sponsoren und Künstler holen noch eine Brauerei für den Schankbetrieb begeistern.“ Christian Domnitz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen