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Exklusiv-Infos für Karadžić

■ Französischer Offizier soll Exchef der Serben von Verhaftungsplan berichtet haben

Genf (taz) – Ein ehemaliger französischer Offizier der Nato-geführten SFOR-Truppe in Bosnien soll 1997 durch unzulässige Kontakte zu dem als Kriegsverbrecher angeklagten ehemaligen Serbenführer Radovan Karadžić dessen Festnahme durch die SFOR verhindert haben. Das berichtet die Washington Post in ihrer gestrigen Ausgabe unter Berufung auf hohe US-Regierungsbeamte und Diplomaten. Das Verteidigungsministerium in Paris bestätigte die Kontakte des Offiziers zu Karadžić, wies aber jede Verantwortung für das Scheitern seiner Festnahme zurück.

Der Armeemajor Hervé Gourmillon war bis Herbst letzten Jahres im Hauptquartier der französischen SFOR-Streitkräfte in Mostar Verbindungsoffizier zu den bosnischen Serben. Laut Washington Post erhielten US-Geheimdienstmitarbeiter im Laufe des Jahres 97 einen Hinweis auf regelmäßige Treffen Gourmillons mit Karadžić. Derartige Kontakte sind nach den Statuten von Nato und SFOR unzulässig. Nach bisherigen offiziellen Versionen von SFOR und Nato ist die Festnahme Karadžićs oder anderer als Kriegsverbrecher Angeklagter entweder „nicht Aufgabe der SFOR“, oder aber scheiterte, weil der Exserbenführer entweder „nicht auffindbar“ oder „zu gut bewacht“ ist.

Das Verteidigungsministerium in Paris bestätigte, Major Gourmillon habe „Beziehungen gehabt, die als umstritten erscheinen könnten“. Dementiert wurde die Darstellung der Post, wonach der französische Major Karadžić auch über Pläne der Nato/SFOR zu seiner Festnahme im Herbst letzten Jahres informiert und diese Aktion damit vereitelt habe. Seine Rückversetzung nach Paris im Spätherbst bewahrte Gourmillon vor einem Verfahren vor einem Militärgericht der SFOR. Ihre Zusage, den Major vor ein Gericht in Frankreich zu stellen, löste die Regierung in Paris bis jetzt nicht ein. Der Vorgang soll zu Verstimmungen zwischen Frankreich, den USA und dem US-amerikanischen Oberbefehlshaber der Nato, General Wesley Clark geführt haben. Clark ließ dies gestern allerdings dementieren. Andreas Zumach

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