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Sozialer Wohnraum und Gemeinwohl abgebaut

Wann immer er die Nachricht hört, daß sich die „Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannt“habe, ärgert sich Helmuth Schmidtke. „Weil es nicht stimmt“, sagt er, jedenfalls nicht, was das „untere Mietpreissegment“betreffe. Um gegen die Wohnungsnot mobil zu machen, gründete er im April 1988 den „Arbeitskreis Wohnraumversorgung“, dem mittlerweile 80 Sanierungsträger, Mietervereine, Wohnungsunternehmen sowie Einzelpersonen angehören. Gestern, zehn Jahre später, zog Schmidtke Bilanz.

Positiv verändert habe sich bloß die teuerste Mietklasse: Wohnungen mit Quadratmeterpreisen über 20 Mark seien „seltener geworden“. Die Anzahl an Sozialwohnungen dagegen sei immer noch „viel zu gering“. Von einst 250.000 Sozialwohnungen in Hamburg blieben im Jahr 2000 nur 100.000 übrig, der Rest falle bis dahin aus der Bindung. Da helfe es wenig, daß neue Sozialwohnungen gebaut würden. Denn deren Einstiegsmieten seien weitaus höher als die Mieten im Altbestand. Um „preisgünstige Bestände“langfristig zu erhalten, fordert der Arbeitskreis, künftig alle Wohnungen – nicht nur die frei finanzierten – bei der Berechnung des Mietenspiegels zu berücksichtigen. Dadurch sänke das Mietniveau insgesamt.

Der nach Wien emigrierte Hamburger Stadtsoziologe Jens Dangschat kritisierte die „repressive Polizeistadt“Hamburg, wo „das Gemeinwohl abgebaut wird zugunsten von Egoismus“. Doch wen wundere das, schalt Dangschat: „Wenn man den Kapitalismus losläßt, muß man sich nicht wundern, wenn er beißt.“ hh

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