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Nachtfahrt mit Radio

■ „Showcase Beat Le Mot“entspannt modern bei den „Jungen Hunden“

Drei Männer, drei Aquarien, drei kalte Neonröhren. Ein letzter Schluck klares Wasser, dann eine Ampulle eingeworfen, kurz gegurgelt, und schon spucken die Männer Farben in ihre Aquarien mit den blassen Neonröhren. Da sieht die Welt gleich anders aus. Rot, gelb, blau: Alles so schön bunt hier. „Die Methode des heutigen Abends ist denkbar einfach“, verrät eine Stimme am Mikrophon (modernes Theater spricht immer über Mikrophon): „Wir sagen, was wir geliebt haben.“(Autobiographisches ist auch sehr modern.) „Das ist Showcase Beat Le Mot im April 1998. Können wir einen Zeugen haben?“Und schon setzt der Beat ein, von einer Live-DJane aufgelegt. Wenn das nicht popmodern ist.

Natürlich tanzen die Jungs, derer sich bald fünf mit groovigem Gang vorgestellt haben, später eine kurze Understatement-Choreographie, natürlich tragen sie zwischenzeitlich östliche Gewänder, sprechen sie viel, spielen nichts und erzählen vor allem keine Geschichte. „Willkommen zum Oberflächentheater“, begrüßt Veit Sprenger noch einmal mit dem Enthusiasmus eines Oberstudiendirektors und empfiehlt, alle weiteren Termine des Abends sausen zu lassen. Das Publikum hatte aber sowieso nichts besseres vor und räkelt sich gerne bis Mitternacht auf den alten Sofas, Teppichen und verstreuten Sitzkissen der Probebühne P1. Besonders, da rauchen und trinken erlaubt ist, während sich die Kunst unaufdringlich im Raum ausbreitet. Mal gibt es einen Film, mal Musik, mal eine sprechende Wand, Fußball, ein bißchen Burroughs, eine Overheadprojektion und immer auch rechtzeitig eine Pause, um ein neues Bier holen zu können oder ein wenig Tischfußball zu spielen. Spaß ist Trumpf, und das Theater gibt sich Mühe, ihn nicht mehr zu verderben.

Radar Radar nichts ist egal von Showcase Beat Le Mot ist eine Art Nummernrevue in ihrer entspanntesten Form. Verhandelt wird in diesem Theater einer Gruppe von Gießener Ex-Studenten der Angewandten Theaterwissenschaft nichts – außer natürlich das Theater selbst, dessen Dramatik anscheinend erst einmal abgeschafft gehört, um dann zwischen TV, Club und Wohnzimmer neu zu wachsen.

Erstaunlich, wie glücklich es die Menschen macht, wenn das Theater nichts von ihnen will und sich nurmehr als flirrendes Hintergrundgeräusch anbietet.Radar Radar ist wie eine Landstraßenfahrt mit Radio, die genau so viel Aufmerksamkeit erfordert, daß sie Assoziationen erlaubt und Konzentration verhindert. Wenn es Nacht ist, kann das glücklich machen.

Christiane Kühl

noch Do, 30. April, und Fr, 1. Mai, 21 Uhr, Kampnagel P1

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