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Deichen nicht weichen

■ Wilhelmsburg: Schlichtungsverfahren um Deicherneuerung droht zu platzen

Im Streit um die Rückverlegung des Kreetsander Hauptdeichs in Wilhelmsburg hilft offenbar kein Schlichter: Geschlossen verließen die Gegner der Rückdeichung am Freitag abend unter Protest das erste Mediationsverfahren im Wilhelmsburger Bürgerhaus, noch bevor dieses überhaupt begann. „Die Wilhelmsburger haben Angst, noch länger im Versaufloch zu leben“, heißt es in der Erklärung, die die aufgebrachten Landwirte, Siedler und Deichverband-Vertreter verlasen.

Weil „alle Argumente ausgetauscht“seien, würden sie nicht länger an der Mediation teilnehmen, die die rot-grüne Regierung vereinbart hat. Dem Mediator, Gerhard Albert von der Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Nord, überreichten sie 4015 Protest-Unterschriften. Die Bauern fürchten Verluste an landwirtschaftlichen Flächen durch die Rückverlegung. Auch behaupten sie, ein neuer Deich brauche 20 Jahre, um so standhaft wie ein alter zu werden.

Lutz Neysters, Vorsitzender des GAL-Ortsverbands Wilhelmsburg, hofft, daß die Gegner des Rückbaus zur „sachlichen und ergebnisoffenen“zweiten Mediationsrunde am 7. Mai zurückkehren. Andernfalls sei das Verfahren „gescheitert“. Gegen den Willen „einer großen Mehrheit“, hatte auch der Mediator versichert, werde kein Deich rückverlegt.

Das aber ist nach Meinung von Naturschützern und Baubehörde notwendig, um neue und ökologisch wertvolle Deichvorlandflächen zu schaffen, die bei einer reinen Erhöhung (und damit Verbreiterung) des alten Deichs erstmal verloren gingen. Bei Kreetsand sollten 16 Hektar gewonnen werden. Doch nach heftigem Protest stoppte der Senat dieses Vorhaben im Juli 1997 zunächst. hh

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