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Bremer Solidaritätspreis für Frauen

■ Gegen Fundamentalismus, Rassismus und Entrechtung

Pünktlich zum Zehnjährigen setzt Bremen bei der Verleihung des „Bremer Solidaritätspreises“neue Akzente. Er geht in diesem Jahr – dreigeteilt und zugleich auf insgesamt 21.000 Mark aufgestockt – an drei Frauen, deren Einsatz für Menschenrechte sich vor allem durch mühselige, bisweilen gefährliche Basisarbeit auszeichnet; darunter erstmals auch eine Deutsche. Preisträgerinnen sind die Algerierin Nadjet Bouda für die unabhängige Jugendorganisation R.A.J. (Rassemblement-Actions-Jeunesse), die Sri Lankanerin Hetti Samanmalee für das Frauenrechtskollektiv von Textilarbeiterinnen in den Freihandelszonen „Da Bindu“und, für die bundesweite Initiative „Aktion Courage“-SOS Rassismus, die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Brigitte Erler.

Damit stehen erstmals bei der Vergabe des Preises, der zur Überwindung der Ungerechtigkeit im Nord-Süd-Verhältnis gestiftet wurde und der bislang vor allem an prominente Oppositionelle wie einst Nelson und Winnie Mandela (1988) oder die birmesische Regimekritikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Sunkyi (1994) ging, auch Mißstände in Deutschland am Pranger: Während die Bremer Jury das Projekt „Schule ohne Rassismus“lobte, an dem bundesweit über 100 Schulen beteiligen, kritisierte die deutsche Preisträgerin Erler gestern die Gewöhnung „an rassistische Ungeheuerlichkeiten“. Als Beispiel nannte sie „öffentliche Aussagen, nach denen Ausländer als immer krimineller gestempelt werden. Vor zehn Jahren wurde sowas noch vom Verfassungsschutz geahndet.“Heute habe man sich an derartiges gewöhnt.

Daß derart deutliche Worte zu erwarten wären, hatten konservative Bremer Regierungsvertreter wohl befürchtet. Zweimal war die Entscheidung über die Preisverleihung im Senat vertagt worden – die, an der Bremer Reaalität gemessen, in manchem Fragen aufwirft. So fürchtet die Vertreterin der algerischen Jugendorganisation R.A.J. Nachteile durch den Preis. Neben internationaler Achtung könnte er zu Hause auch Bedrohung „durch algerische Behörden und islamistische Gruppen“bringen. Die R.A.J.-3.000 Mitglieder fordern Demokratie und soziale Gerechtigkeit; Bremen hat einen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Algerien kürzlich abgelehnt. Unterdessen dankte die Vertreterin Sri Lankas für die Würdigung ihres Kampfes für gewerkschaftliche Rechte und Meinungsfreiheit für rund 60.000 Textilarbeiterinnen in den Freihandelszonen Sri Lankas. ede

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