: Mehr Jobs für Bremer Telefonfrauen
■ Telegate AG eröffnet in Walle eine Telefonzentrale mit 180 Arbeitsplätzen / Konkurrenz zur Auskunft der Telekom / Fremdsprachenkenntnisse des Personals ausschlaggebend
Bremen tut einen Schritt in Richtung Dienstleistungsstadt: Im Juni wird der Telefonauskunfsdienst Telegate AG in der Hansestadt ein Call-Center eröffnen und 180 neue Arbeitsplätze schaffen. Der Abschluß mit dem Konkurrenten der Telekom-Auskunft ist nach der Telefonzentrale der Fly Line am Bremer Flughafen der zweitgrößte Ansiedlungserfolg im Zuge der Call Center-Initiative der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG). Im Mai wird die Telegate 1.000 Quadratmeter Bürofläche in der Straubinger Straße im Gewerbegebiet Bayernstraße in Walle beziehen.
Die Vorarbeiten der WfG gaben nach Angaben der Münchener Telegate-Zentrale mit den Ausschlag für Bremen. Zu den Werbeleistungen gehören ein Muster Call-Center am Flughafen, eine Qualifizierungsoffensive für künftige „Telefon-Agenten“in Zusammenarbeit mit dem Bremer Arbeitsamt sowie Deutschlands erste Call-Center-Messe im vergangenen Jahr.
Telegate beschäftigt derzeit rund 1.000 MitarbeiterInnen und ist bisher vor allem in Mecklenburg-Vorpommern aktiv. Dort betreibt die im August 1996 gegründete Firma in Neubrandenburg, Anklam, Greifswald und Rostock vier Call-Center, ein weiteres ist in Wismar geplant. Weitere Auskunfsleute sitzen in Ettlingen bei Karlsruhe.
„In Mecklenburg-Vorpommern machen wir die Inlandsauskunft“, erklärt ein Telegate-Sprecher. Die Profi-Telefonisten locken auch hier niedrige Löhne und Immobilienpreise, Hilfen der Landesregierung und gutes Hochdeutsch des Personals. Dieselben Argumente, die auch für die „Call Center City“Bremen ins Feld geführt werden. Für die Auslandsauskunft brauche die Firma aber Leute mit Fremdsprachenkenntnissen, heißt es bei Telegate. Die seien in Ostdeutschland schwer, in Bremen aber leichter zu finden.
Aussicht auf Jobs im Call-Center und die Arbeit im Drei-Schichtbetrieb haben vor allem Frauen um die 30. Das zeigen die Zahlen aus Mecklenburg-Vorpommern, wo Telegate nur fünf Prozent Männer beschäftigt.
Insgesamt wählen nach Angaben der rasant wachsenden Telegate inzwischen täglich 180.000 Anrufer die Inlandsauskunftsnummer 11 88 0 und die 11 89 0 für Auslandsanfragen. Beide Nummern, die stark an die ehmaligen Nummern der Telefonauskunft der Telekom erinnern, hatte Telegate im Juni 1997 vom Bundesamt für Post und Telekommunikation zugelost bekommen. Die Firma bezeichnet sich selbst als die einzige Alternative zur Auskunft des ehemaligen Monopolisten Telekom, bei dem jährlich 600 Millionen Auskunftsanfragen eingehen.
Mitgegründet wurde die Telegate im August 1996, als die Liberalisierung des Telefonmarktes und eine Lizenz absehbar waren, vom ehemaligen Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling. Neben weiteren Privatleuten und einer Vermögensverwaltung ist seit dem vergangenen Jahr auch der Einzelhandelsriese Metro AG an der Firma beteiligt.
Mit der Telekom liegt die Telegate, wie andere neue private Telefonunternehmen auch, immer noch im Clinch, nachdem sich beide Firmen schon im vergangenen Jahr wegen Telegate-Werbespots vor Gericht gestritten hatten. Weil der Ex-Monopolist zu hohe Gebühren für Netzzugang und Datennutzung verlange, lägen die Pläne für den weiteren Ausbau der Call-Centers in Mecklenburg-Vorpommern derzeit auf Eis, heißt es klagend in München. Joachim Fahrun
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