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Rolls-Royce rollt zu BMW

■ Vorstand des RR-Eigentümers Vickers einig mit BMW. VW will dennoch weiterbieten

Berlin (taz) – BMW-Chef Bernd Pischetsrieder ist fast am Ziel. Gestern einigte er sich mit dem Vorstand des Rolls-Royce- Eigentümers Vickers auf den Kauf der britischen Luxuskarossen. Die vor einem Monat begonnenen Vertragsverhandlungen sind damit erfolgreich abgeschlossen. VW- Chef Ferdinand Piäch kann kaum noch darauf hoffen, BMW die Edelmarke Rolls-Royce und die dazugehörende Firma Bentley noch wegzuschnappen. Er soll Gerüchten zufolge die Hälfte mehr als Pischetsrieder geboten haben.

BMW soll nun 340 Millionen Pfund (rund eine Milliarde Mark) zahlen. Der Kaufvertrag muß allerdings noch von der Hauptversammlung der Vickers-Aktionäre im Juni gebilligt werden. Eine Vickers-Sprecherin gab sich zuversichtlich, denn die Großaktionäre ihres Konzerns hätten „generell positiv“ reagiert. Doch Piäch läßt nicht locker. Er will immer noch die 25-Liter-Autos in seine Produktpalette eingliedern. VW hofft, daß am Ende das höhere Gebot doch überzeugt. Analysten geben VW noch immer Chancen, und auch BMW verhält sich auffällig zurückhaltend: Die Firma wollte die Entscheidung gestern nicht kommentieren.

Das Gefeilsche um die Luxusfossilien Rolls-Royce und Bentley hat schon jetzt skurrile Züge angenommen. Mit 340 Millionen Pfund würde BMW deutlich mehr zahlen, als die Marken wert sind. Zumindest nach eigener Einschätzung von Vickers. Deren Vorstandschef Colin Chandler hatte nicht geglaubt, mehr als 150 Millionen Pfund zu erzielen, wie er der BBC anvertraute. Trotzdem legte VW immer noch mehr drauf. Bloß 1.918 dieser Limousinen rollten 1997 vom Band. Teilweise biegen die Arbeiter im englischen Crew noch per Hand, was nur Traditionalisten und Neureiche für ein Qualitätsmerkmal halten. Tatsächlich litt die Produktion der um eine halbe Millionen Mark teuren Autos etwas unter Mängeln an Blechverarbeitung und Lack.

Sicher würden beide Bewerber, BMW wie VW, die Produktion modernisieren und ankurbeln. VW sprach bereits von 10.000 Autos pro Jahr. Entscheidend ist für beide Firmen der Mythos, der sich mit klobigem Design, zwölf Zylindern, der Emily-Figur auf dem Kühler und Armaturenbrettern aus Wurzelholz verbindet – eben mit dem Namen Rolls-Royce.

Die Rechte an dem Namen hält allerdings gar nicht Vickers, sondern der Flugzeugmotorenbauer Rolls-Royce-Motors PLC. Der pflegt ein Joint-venture mit BMW im Turbinenbau – und hat folglich gar kein Interesse an einen Verkauf an VW. Matthias Urbach

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