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Aznalcazar – das Dorf am Schlammfleck neben der Mine

Die Idylle, mit der die Menschen am Dorfrand von Aznalcazar lebten, ist dahin. Statt auf die grünen Flußauen des Guadiamar blicken sie seit dem 26. April auf einen riesigen schwarzen Fleck, den der Fluß auf beiden Ufern angeschwemmt hat. 3.000 Hektar Land wurden mit dem schwermetallhaltigen Schlamm aus dem gebrochenen Abwassersee der Minen von Aznalcóllar verseucht. Die Hälfte des Gesamtschadens der Katastrophe entfällt auf das 3.200-Seelen-Dorf.

Die Regionalregierung in Sevilla versprach letzten Freitag einen Notplan. Zumindest die Früchte an den Bäumen sollen von Tagelöhnern geerntet werden. Sevilla zahlt die Löhne und entsorgt danach die verseuchten Produkte. Wessen Felder unter dem Schlamm begraben wurden, soll ebenfalls entschädigt werden. 24 Millionen Mark Ernteeinbußen rechnen die Landwirte vor.

Zwar haben gestern die Aufräumarbeiten begonnen. Doch ob die Abfuhr der sieben Millionen Tonnen Schlamm die Böden tatsächlich retten können oder ob die Schadstoffe bereits tiefer eingesickert sind, wird sich erst nach der 360 Millionen Mark teuren Reinigungsaktion herausstellen. Die Kosten will die Regionalregierung bei den schwedischen Betreiberfirma der Mine, Boliden Apirsa, eintreiben.

Dennoch hatte Aznalcazar Glück im Unglück. Zumindest im Ort selbst hat die Bevölkerung weiterhin Wasser für den Hausgebrauch und für die Felder. Es kommt aus den Bergen und ist nicht verseucht. Anders in den Nachbardörfern Villamanrique und Villafranco. Dort mußten die Brunnen geschlossen werden. Doch auch die Bauern der Gemarkung von Aznalcazar, deren Felder nicht überschwemmt wurden, könnten schon bald von den Folgen der Katastrophe eingeholt werden. Nachdem der Ortsname weltweit in die Presse geraten ist, will niemand mehr Obst aus Aznalcazar kaufen. Reiner Wandler

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