: Die Rache der Volkszählung
60 Einwohner stehen im Melderegister der Gemeinde Hohenfelde (Kreis Stormarn). „Die Zahl stimmt genau“, sagt der 83 Jahre alte Bürgermeister Ulrich Meyer, der alle seine Mitbürger eigenhändig gezählt hat. Beim Statistischen Landesamt in Kiel dagegen ist Hohenfelde mit nur 58 Einwohnern verzeichnet.
Darum erhält die Gemeinde pro Jahr zweimal 500 Mark zuwenig aus dem Finanzausgleich der Kommunen, als ihr eigentlich zustünden. Mehrfach hat Bürgermeister Meyer versucht, die falsche Einwohnerzahl korrigieren zu lassen. „Die vielen Akten mit dem Schriftverkehr kann ich schon gar nicht mehr tragen“, sagt Meyer.
Doch die Antwort aus Kiel war jedesmal gleich: Ändern geht nicht, die Zahlen der Behörde stimmen immer – selbst dann, wenn sie nicht stimmen. Denn nach den Gesetz ergibt sich die Einwohnerzahl einer Gemeinde aus dem Ergebnis der vorigen Volkszählung plus Geburten und Zuzüge, minus Wegzüge und Todesfälle. Aber die Zahlen der letzten Volkszählung 1987 waren offenbar nicht alle korrekt.
Dagegen hilft jedoch kein Einspruch mehr: Die Unterlagen der Volkszählung seien aus Datenschutzgründen bereits vernichtet, so der amtliche Bescheid, und könnten demnach nicht mehr korrigiert werden. Karin Baumeister
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