piwik no script img

Sauer auf Zitrone

■ ABC-Straße: Anwohner klagen gegen elfstöckiges Bürohaus in der City

Die Baugrube für den Keller ist schon ausgeschachtet. Ein elfstöckiges Büro- und Geschäftshaus in Form einer halben Zitronenscheibe und mit einer Fassade aus Glas soll bis zum Jahr 2000 in der Innenstadt entstehen. Und zwar an der ABC-Straße, wo früher das Staatsarchiv stand. Doch diese Planung der Stadt könnte jetzt durchkreuzt werden: Die Nachbarn des Grundstücks, Tim und Tina Goerigk, haben gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt und vor dem Verwaltungsgericht einen sofortigen Baustopp beantragt.

Der Grund: „Meinem Mandanten soll ein 52 Meter hohes Gebilde direkt vor sein Häuschen gesetzt werden“, rügt Anwohner-Anwalt Peter Oberthür. Damit seien die Goerigks, denen das angrenzende Haus Hohe Bleichen 15 gehört, „gar nicht einverstanden“. „Null Abstandsfläche“ wolle die Stadt wahren. Oberthür hält das für „rechtswidrig“, zumal es sich bei dem Haus der Goerigks um ein „zweigeschossiges, historisches Gebäude aus dem Jahr 1856“ handele. Sollte die Zitrone der Architekten Bothe, Richter, Teherani gebaut werden, sei das Nachbar-grundstück „von jeder konjunkturellen Entwicklung abgeschnitten“.

Noch größerer Schaden aber entstünde, wenn das Gebäude gar nicht fertiggestellt würde, in diesem Fall allerdings für die Stadt. Die hatte das Grundstück des ehemaligen, asbestverseuchten Staatsarchivs an der ABC-Straße dem Investor SF-Bau überlassen und den Neubau von elf Stockwerken plus Staffelgeschoß genehmigt. Im Gegenzug verpflichtete sich SF-Bau, für rund 60 Millionen Mark ein neues Staatsarchiv in Wandsbek zu bauen. Das ist mittlerweile bezogen und eröffnet.

Sollte der ABC-Straßen-Neubau gestoppt werden, müßte die Stadt das Grundstück zurücknehmen und das neue Staatsarchiv doch selbst bezahlen. Der Bezirk Mitte, der die Baugenehmigung erteilt hatte, verweigerte gestern eine Stellungnahme mit der Begründung, es handele sich „um ein schwebendes Verfahren“. Heike Haarhoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen