: Tuina- und Chi-Gong-Massagen in Berlin
■ Gesundheitssenatorin Hübner plant Krankenhaus für traditionelle chinesische Medizin
Bei ihrem Besuch im bayerischen Kötzting Ende April war Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) begeistert. Die Kötztinger Klinik behandelt seit 1991 ihre Patienten mit traditionellen chinesischen Heilmethoden. Bis Februar 2000 sind die 76 Betten des Krankenhauses ausgebucht.
Eine solche China-Klinik fordert die akupunkturbegeisterte Gesundheitssenatorin nun auch für Berlin. Chinesische und deutsche Therapeuten sollen wie in Bayern traditionelle chinesische Medizin praktizieren. Dazu gehören nicht nur Akupunkturen, Tuina- und Chi-Gong-Massagen, sondern vor allem die Heilung mit chinesischen Medikamenten. Diese werden entweder nach komplizierten Rezepturen vor Ort gemixt oder direkt aus China importiert. Beinbrüche und Blinddarmbeschwerden sind hier jedoch fehl am Platze, denn in der China-Klinik wird nicht operiert. Vielmehr soll sich das Angebot an Patienten mit chronischen Schmerzen, Migräne, Asthma, Magenbeschwerden und Allergien richten. Um ganz sicher zu gehen, wird der Patient zusätzlich von einem Arzt der klassischen westlichen Schulmedizin untersucht, um eine gemeinsame Therapie abzustimmen.
Wann Berlin die China-Klinik bekommt, steht derzeit noch in den Sternen. Bisher handelt es sich nur um eine Idee der Senatorin, die sich nun auf die Suche nach einem freien Träger und Betreiber eines solchen Krankenhauses machen will. Hübner möchte am liebsten bis Ende kommenden Jahres mit dem Bau beginnen.
Angesichts der aktuellen Situation der Krankenhäuser der Stadt ist eine zusätzliche Klinik umstritten. Bernd Köppl, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, findet die Idee zwar „sympathisch“, plädiert aber für die Integration einer Abteilung in ein bestehendes Krankenhaus. „Zusätzliche Angebote passen nicht in die jetzige Bettenabbausituation“, meint auch Gabriele Rähse, Pressesprecherin der AOK.
Da die jetzige Krankenhausversorgung den Kassen schwer auf der Tasche liegt, ist Andreas Kniesche vom Verband der Angestellten- Krankenkassen skeptisch: Angesichts der Tatsache, daß bei den Berliner Krankenhäusern in den nächsten zwei Jahren 360 Millionen Mark eingespart werden sollen, sei die Finanzierung eines China-Krankenhauses völlig unklar.
In Bayern haben die Ärzte der China-Klinik ein besonderes Finanzierungsmodell mit den gesetzlichen Krankenkassen ausgehandelt. Gemäß diesem Versorgungsvertrag bezahlen die Kassen für bestimmte Indikationen und in Einzelfällen die Behandlung nach chinesischen Methoden. So ist die Klinik nicht nur ein Luxus für Privatversicherte. 95 Prozent der Patienten in Kötzting sind bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert. Überdies, so Anton Staudinger, Geschäftsführer in Kötzting, sei die Behandlung mit einem Satz von 270 Mark pro Tag erheblich günstiger als in einem normalen Krankenhaus.
Die Nachfrage nach einem China-Krankenhaus wäre in Berlin durchaus vorhanden. So meint Günther Johnitz, Vizepräsident der Ärztekammer: „Das ist genau die Klinik, die noch gefehlt hat.“ Kirsten Küppers
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