piwik no script img

Vor der Fusion mit Thyssen ist Krupp gestählt wie nie

■ Krupp-Konzern legte gestern sehr gutes Ergebnis für 1997 vor und sieht Fusion mit Thyssen gelassen entgegen. Verluste durch Asienkrise mit Erfolgen im Südamerika-Geschäft ausgeglichen

Essen (AP/AFP) – Der Essener Stahlriese Krupp hat im abgelaufenen Geschäftsjahr das qualitativ beste Ergebnis der jüngeren Firmengeschichte erzielt und befindet sich weiter im Aufwind. Das teilte Vorstandschef Gerhard Cromme gestern bei der Vorstellung der Bilanz 1997 in Essen mit.

Im ersten Quartal 1998 sei der Umsatz des Konzerns gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 6,4 Milliarden Mark gestiegen. Das Ergebnis habe sich mindestens ebenso gut entwickelt. Auch für das Gesamtjahr könne er sehr zuversichtlich sein. „Der Krupp-Konzern wird gefestigt und von einer soliden Plattform aus den Zusammenschluß mit Thyssen vollziehen“, betonte Cromme.

Die Verschmelzung der Unternehmen soll am 1. März kommenden Jahres stattfinden und rückwirkend ab 1. Oktober 1998 gelten. Um dies zu ermöglichen, werde Krupp in diesem Jahr ein Rumpfgeschäftsjahr mit nur neun Monaten einlegen. An dem fusionierten Unternehmen wird Thyssen einen Anteil von 65 bis 68 Prozent haben.

Obwohl Krupp im April vergangenen Jahres seine Flachstahlaktivitäten in ein Joint-venture mit Thyssen ausgelagert hat, konnte der Konzern seinen Außenumsatz 1997 um 4 Prozent auf 25,1 Milliarden Mark steigern. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verbesserte sich um 84 Prozent von 336 Millionen Mark auf 618 Millionen Mark. Der Jahresüberschuß wurde von 208 Millionen auf 437 Millionen Mark mehr als verdoppelt.

Krupp habe damit das zweitbeste Ergebnis in seiner jüngeren Geschichte erreicht, nach dem Erfolgsjahr 1995. Doch sei der Jahresabschluß 1997 qualitativ noch deutlich höher einzuschätzen, so Cromme. Denn 1995 sei das Ergebnis fast ausschließlich auf die boomende Stahlkonjunktur zurückzuführen gewesen. Heute profitiere der Konzern dagegen von den Sparten Industrie, Edelstahl, Anlagenbau, Handel und Automobilzulieferung.

Die Verluste aufgrund der Asienkrise in Höhe von einer halben Millionen Mark konnte der Konzern weitgehend durch das sehr gut laufende Südamerika-Geschäft ausgleichen.

Die Fusion mit Thyssen biete beiden Unternehmen die einmalige Chance, „die Tür zu den Märkten von morgen weiter zu öffnen“, betonte der Krupp-Chef. Sie werde den Unternehmenswert steigern und auch den Belegschaften zugute kommen. Denn nur ein ertragsstarker Konzern biete seinen Mitarbeitern Arbeitsplätze mit Perspektive: „Der Zusammenschluß von Krupp und Thyssen ist ein Gewinn für alle.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen