: Unruhestand
Sebstbestimmt leben im Alter: ein Handbuch ■ Von Martin Pfitzner
„Viele Menschen denken mit Angst an das Alter“, heißt es gleich zu Beginn des neuen Senioren-Handbuchs Hamburg von Barbara Leisner, das unlängst im Christians Verlag erschien. Krankheit, Gebrechlichkeit, Einsamkeit oder die Furcht vor geistiger Verwirrtheit und Bevormundung werden da schnell assoziiert. Vor dem inneren Auge tauchen Bilder von siechenden Menschen im Pflegeheim auf. Alter, so Leisner, wird schnell und ausschließlich mit negativen Vorstellungen belegt.
Das muß nicht sein. Für die Autorin steht fest: „Alter kann ebensogut ein selbstbestimmter, lebendiger und aktiver Lebensabschnitt sein.“ Vorausgesetzt, Menschen nehmen ihr Leben selbst in die Hand. Mit ihrem Handbuch möchte Leisner daher aufzeigen, welche Möglichkeiten in Hamburg bestehen, auch im Alter aktiv zu bleiben. Ein Vorhaben, das ihr gelungen ist. Auf 131 Seiten informiert sie übersichtlich und genau über Kultur- und Bildungsangebote, Kurse, Beratungsstellen, Treffs und vieles mehr in und um Hamburg.
Zum Beispiel Bildung: Man lernt nie aus, heißt hier das Motto. Wer glaubt, daß es ab einem bestimmten Lebensalter zu spät ist zu studieren, wird eines Besseren belehrt. Die Hamburger Uni bietet nämlich das „Kontaktstudium für ältere Erwachsene“, das auch ohne Abitur zugänglich ist. Seniorinnen können auch im „Frauenstudiengang“ studieren, der Frauen jeden Alters und mit jeder Vorbildung offen steht. Doch nicht nur in der Hochschule lernt man nie aus. Die Angebote von Volkshochschule, Seniorenbildungswerk oder dem Verein Kobalt reichen vom Erlernen einer Fremdsprache bis hin zum Kursus Märchenerzählen.
Zum Beispiel Begegnungen: Die Devise heißt hier „statt einsam gemeinsam“. Dienten Altentagesstätten vor 20 Jahren in erster Linie dazu, sich aufzuwärmen und gemeinsam Kaffee zu trinken, so haben sich viele Einrichtungen inzwischen mit vielfältigen Angeboten zu Zentren gemausert. In Bergedorf etwa sind im Haus im Park, dem Senioren-Kulturzenterum der Körberstiftung, ein Café, die Senioren-Akademie, ein ambulanter Pflegedienst, eine Seniorenwerkstatt und ein Thermalbad untergebracht.
Zum Beispiel Wohnen: Eigener Herd ist Goldes wert. Das wissen auch die Grauen Panther, die in Hamburg drei Häuser eingerichtet haben, in denen Jung und Alt in Hausgemeinschaften zusammenwohnen können. Aufgrund der wachsenden Nachfrage hat der Verein eine „Infobörse gemeinschaftliches Wohnen“ ins Leben gerufen, über die Interessierte miteinander Kontakt aufnehmen können.
„Die Landschaft für Senioren ist bunter geworden“, resümiert Autorin Leisner. Ihr Handbuch bietet einen roten Faden durch die Vielfalt seniorischer Aktivitäten. Auf daß aus dem sogenannten Ruhestand künftig ein „Unruhestand“ wird.
Barbara Leisner: Senioren-Handbuch Hamburg. Freizeit aktiv gestalten. Christians Verlag, Hamburg 1998, 131 Seiten.
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