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Unterm Strich

Der viel beschworene Ruck, der durchs Land gehen muß, damit alles anders wird, soll sich künftig in der Literatur als Schub ereignen. Günter Grass hat in einem Interview die Hoffnung auf einen nämlichen für die Literatur aus den neuen Ländern geäußert. Auf die Frage, wo die „große Epik über Deutschland und die Deutschen“ acht Jahre nach der Wiedervereinigung bleibe, meinte der Autor am Sonntag, es sei nach wie vor seine Prognose, „daß sich eine – Erneuerung ist immer ein großes Wort –, daß sich aber ein Schub innerhalb der deutschsprachigen Literatur, weg von der Eigenbefindlichkeit, mehr zu gesellschaftlichen Vorgängen, aus den neuen Bundesländern, aus dem, was ehemals DDR gewesen ist“, ergeben werde. Ferner mahnte Grass zu „ein wenig Geduld“ und erinnerte sich der langen Inkubationszeit, die Gesellschaftliches dereinst bei seinem eigenen Schreiben hatte. Auch er habe „über ein Jahrzehnt gebraucht“, um die „Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und die „Hundejahre“ zu schreiben. Er sei sicher, daß „insbesondere in Ostdeutschland eine Reihe von jungen Schriftstellern jetzt schon da ist, die von dem zehren, was das obsessive Schreiben in der Literatur immer gefördert hat, nämlich der Verlust, der sich aus Umschichtungen in Gesellschaften ergibt“. Es war eine schöne Zeit. Im Zeitalter der Beschleunigung sollen sich angesagte Themen, so sehen es jedenfalls die Verlage, etwas flotter in Literatur ergießen.

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