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KZ-Profiteur entschließt sich zu zahlen

■ Nürnberger Rüstungskonzern gewährt Zwangsarbeiterinnen ein freiwilliges Schmerzensgeld – und verpflichtet sie zum Schweigen

Nürnberg (taz) – Der Nürnberger Rüstungskonzern Diehl hat sich dazu durchgerungen, ehemaligen Zwangsarbeiterinnen für deren erlittenes Leid eine „freiwillige materielle Zuwendung“ zu zahlen. Über die Zahl der betroffenen Frauen und die Höhe der Zuwendung wollte die Firmenleitung im Hinblick auf eine „vereinbarte Vertraulichkeit“ keine Angaben machen.

Im Sommer letzten Jahres war durch taz-Berichte bekanntgeworden, daß Diehl während des Dritten Reichs KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter in Außenlagern von Flossenbürg und Groß-Rosen für sich arbeiten ließ. Mehrere in Deutschland und in Israel lebende Frauen, die als KZ-Häftlinge für Diehl im polnischen Peterswaldau Zünder fertigen mußten, erhoben daraufhin schwere Vorwürfe gegen die Firmenleitung. Sie berichteten übereinstimmend, daß die Meister von Diehl an Mißhandlungen, Demütigungen und sogar Selektionen beteiligt gewesen waren.

Die Aussagen der Frauen überschatteten die feierliche Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürnberg für Seniorchef Karl Diehl, die eine Mehrheit von CSU, FDP, Freien Wählern und „Republikanern“ gegen SPD und Bündnisgrüne durchgesetzt hatte.

Karl Diehl, der schon 1938 die Firmenleitung innehatte, hatte auf die Vorwürfe zunächst mit Schweigen reagiert. Später beauftragte er den Berliner Historiker Wolfgang Benz mit der Erstellung eines Gutachtens über die Rolle der Firma in der NS-Zeit und drückte sein Bedauern über die Mißhandlungen aus. Gleichzeitig betonte er jedoch, er sei zum Einsatz der Häftlinge gezwungen worden. Er trage also dafür keine Verantwortung und habe zudem den Menschen in seinen Betrieben „die relativ besten Bedingungen“ ermöglicht.

Als dann auch die Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises ins Grübeln geriet, ob sie nicht aus Protest gegen diesen Ehrenbürger zurücktreten sollte, ging Diehl in die Offensive. Sohn Werner besuchte einige der betroffenen Frauen in Tel Aviv, lehnte zwar offizielle Entschädigungszahlungen klipp und klar ab, bot aber „freiwillige Hilfsleistungen“ an. Gleichzeitig vereinbarte man striktes Stillschweigen. Mit der jetzt getroffenen Regelung wolle der Konzern „der menschlichen Verantwortung Rechnung“ tragen, die man „als Familienunternehmen in diesem Fall besonders empfinden“ würde. BSI

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