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Delmod versetzt Oberbürgermeister

■ Kein Ende des Hungerstreiks vor Textilfirma abzusehen

Keine Verhandlungen mit der IG Metall und den hungerstreikenden Arbeiterinnen der Näherei Belmod aus Geseke. So lautet die Devise, nach der die Geschäftsführung des Delmenhorster Textilfabrik Delmod auf den Widerstand gegen den drohenden Belmod-Konkurs reagiert. Die Delmod-Manager ließen sich davon auch durch Vermittlungsversuche der Politik nicht abbringen. Einer Gesprächsrunde unter Moderation von Oberbürgermeister Jürgen Thölke (SPD) im Delmenhorster Rathaus blieb die Firmenleitung gestern fern.

IG Metall-Sekretär Horst Mikoteit, der die hungerstreikenden Näherinnen betreut, zeigte sich empört. „Dies zeigt noch einmal: Delmod pfeift auf Demokratie und Verfassungsgrundsätze!“ Auch Bürgermeister Thölke äußerte Unverständnis über die „starre und unversöhnliche Haltung“ des Unternehmens, das sich strikt weigert, die IG Metall als Verhandlungspartner zu akzeptieren. Dennoch bekräftigte er seine Rolle als Moderator in dem Konflikt. „Ich werde in den nächsten Tagen auf die Geschäftsführung und den Betriebsrat zugehen, um Verhandlungsspielräume auszuloten.“ Ferner wolle er prüfen lassen, ob sich das Unternehmen bei einem öffentlichen Grundstücksdeal 1992 zur Schaffung neuer Arbeitsplätze verpflichtet hatte.

Gewerkschaftsvertreter Mikoteit mahnte indessen Eile an. Das Werk in Geseke müsse noch innerhalb dieser Woche mit weiteren Aufträgen versorgt werden. „Sonst werden dort schon in den nächsten Tagen die ersten Frauen auf die Straße gesetzt.“ Noch aber sei es nicht zu spät für eine einvernehmliche Lösung des Konflikts: Delmod solle sich laut Mikoteit in einem Vertrag verpflichten, die Belmod-Näherei bis zum Jahr 2005 mit Arbeit zu versorgen. Das Auftragsvolumen dürfe in diesem Zeitraum schrittweise auf 50 Prozent der Kapazitäten gesenkt werden. „Das verschafft uns den nötigen Spielraum, um neue Auftraggeber zu gewinnen“, sagte Mikoteit.

Die hungerstreikenden Frauen, deren Zahl sich inzwischen auf elf erhöht hat, zeigten sich am Rande der Veranstaltung im Rathaus betroffen über Beschimpfungen durch Delmod-Angestellte. Eine Gruppe von Beschäftigten war in einer Gegenaktion vor das Werkstor gezogen und hatte die Frauen zum Rückzug aufgefordert. Die hungerstreikende Näherin Margot Langner dazu: „Die lassen sich total gegen uns aufhetzen und verstehen nicht, daß sie selbst morgen schon dran sein könnten.“

Michael Hollmann

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