■ Vorschlag: Obskure Brückenschläge – Fun-da-mental im Huxley's Junior
Daß man, wenn man einmal der Trommler von Southern Death Cult war, bevor die zu The Cult und Schwerverdienern wurden, daß man da leicht schlechte Laune kriegen kann, mag verständlich sein. Bei Aki Nawaz hat das allerdings ganz andere Gründe. Nicht der schnöde Mammon nagt an dem Kind pakistanischer Einwanderer, der allgegenwärtige Rassismus ist es, der ihm das Leben vermiest. Und ihn dazu trieb, das zurückgezogene Leben als erfolgreicher Label-Macher aufzugeben und fortan selbst Musik zu produzieren. Seitdem propagiert Nawaz mit dem allein von ihm beherrschten Projekt Fun-da-mental demonstrativ die Separation der Rassen – im Gegensatz zum Rest des momentan so angesagten New Asian Underground, der sich zum Großteil als Briten mit asiatischen Wurzeln sieht und versucht, Bestes aus beiden Kulturen miteinander zu versöhnen. Nawaz aber mag einen britischen Paß haben, er fühlt sich und handelt in erster Linie als Pakistaner und Muslim. Das Benutzen von Samples aus asiatischer Folklore wird so bei ihm automatisch zum politischen Statement. Prodigy oder Björk wirft er einen indirekten Rassismus vor, wenn sie die modischen Samples benutzen, sich aber nicht zum Thema äußern.
Ein Besuch in New York hat ihm vor einiger Zeit endgültig die Augen geöffnet, was die Zustände in der Welt betrifft. Seitdem wagt er den obskuren Brückenschlag zur konsequent schwarzen und latent rassistischen Nation of Islam. Die Muslime dieser Welt tun sich zusammen, glaubt Nawaz, um zusammen den Kampf gegen den Rassismus anzutreten. Allerdings ist Nawaz' Bekenntnis zum Islam und seinen Protagonisten wie Louis Farrakhan zwar eindeutig, aber kann im Bedarfsfall auch einem reflektierteren Platz machen. Die Ideologien sind dehnbar, solange sie dem großen Ziel dienen. Als Propa-Ghandi, wie sich Nawaz passenderweise auch nennt, weiß er, daß Schwätzen allein nicht die Revolution voranbringt. Doch wo die Kollegen vom Asian Underground nett dahergrooven, packen Fun- da-mental den Preßlufthammer aus. Das ist Hardcore, der sich für den Dancefloor feingemacht hat, um dort terroristische Akte zu begehen. Verwandte im Geiste sind Atari Teenage Riot. Vollgestopft mit Samples aus Fernsehen und Politikerreden wird der Mensch, auf daß er „eine Überdosis an Information“ abbekommt. Thomas Winkler
Heute, 21 Uhr, Huxley's Junior, Hasenheide 108–114, Neukölln
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