: Sand aus dem Meer direkt ins Hafenbecken
■ Überseehafen stirbt schneller: Ab Juni soll das Becken zugeschüttet werden – mit Material aus der Außenweser
Das Riesenprojekt „Zuschütten des Bremer Überseehafens“ soll viel früher beginnen als erwartet. Wie es aussieht, werden die ersten der benötigten drei Millionen Kubikmeter Sand schon Anfang Juni ins alte Hafenbecken gekippt, noch ehe die Umweltbehörde das gerade eingeleitete wasserrechtliche Verfahren für das fast 300 Millionen Mark teure Vorhaben beendet hat.
Grund für die Eile: Im Juni baggern die Wasserbauer den ersten Sand vor Bremerhaven aus der Außenweser-Fahrrinne. Dieses Material will Hafenamts-Leiter Wolfgang Meyer mit Schuten die Weser heraufbringen und ins 1902 gebuddelte Hafenbecken schütten lassen. „Es wäre Unsinn, ein Jahr später teuren Sand woanders auszugraben und dann mit LKW durch die Stadt zu karren“, sagt Meyer. Diese Argumente lassen auch Umweltbehörde und Naturschutzverbände Interesse an einer Ausnahmegenehmigung signalisieren.
Schon länger hatten die Ingenieure ein zeitliches Zusammenspiel von Hafenverfüllung und Außenweser-Vertiefung im Auge. Aber erst seit dem Senatsbeschluß vom März, das Hafen-Becken zu verfüllen und den Großmarkt auf das neu gewonnene Gelände zu verlegen, können sie mit klaren Vorgaben planen. Von Seiten der Wasserbau-Firmen heißt es, man werde sich kurzfristig auf Vorgaben der Auftraggeber einstellen.
In der Bremer Umweltbehörde wird ein schneller Beginn der Verfüllung „vom Sachverhalt her positiv bewertet“, sagt Sprecher Holger Bruns. Martin Rode vom BUND bestätigt, daß sich auch mit den Umweltverbänden eine einvernehmliche Lösung abzeichnet – obwohl man weiterhin gegen die Außenweser-Vertiefung sei. Als Zugeständnis verlangen die Umweltschützer Ausgleichsmaßnahmen an der Weser: Das Wehr zwischen Weser und Werdersee am Teerhof soll für Fische passierbar gemacht werden. Und an der Lesum sollen Flachwasserzonen entstehen, als Ersatz für den mit dem Hafenbecken verlorenen Flußraum.
Eine Bedingung formulieren die Umweltschützer: Ein Gutachten soll klären, wie stark der Verlust des Beckens den Wasserstand in der Weser verändert. Das Hafenamt wird diesen Auftrag an die Universität Bremen vergeben und hofft auf Ergebnisse schon in wenigen Tagen. Experten aus der Umweltbehörde rechnen mit einem Anstieg um ein bis drei Zentimeter. Später sollen Wissenschaftler ermitteln, welche Auswirkungen es auf die Wasserstände hätte, falls weitere Hafenbecken zugeschüttet würden.
Während sich ein Beginn der Arbeiten im Juni abzeichnet, hat die Verfüllung des Überseehafens aber noch einen Haken: Nach den bisherigen Beschlüssen des Senats soll das 100 Meter breite und 1.600 Meter lange Hafenbecken zwar komplett zugeschüttet werden. Geld ist allerdings nur für jenes Drittel da, auf dem der Großmarkt stehen soll. Und hier geht es auch schon um 147 Millionen Mark, inklusive Abriß des Großmarktes und Herrichtung der Fläche am Flughafen für neues Gewerbe. Um den Rest des Beckens zu verfüllen, fehlen noch mindestens 120 Millionen Mark, mit denen Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) 58 Hektar Hafengewerbe-Fläche nördlich des Großmarktes schaffen will. Das wollen weder Finanz- noch Wirtschaftsressort bezahlen, obwohl eine Verfüllung in zwei Etappen 15 Millionen Mark mehr kosten würde.
Beckmeyer könnte für die Total-Verfüllung neue Alliierte gewinnen: Stadtentwickler fordern, den Großmarkt vom Hafenkopf auf die geplante neue Fläche zu verschieben. So bliebe die Möglichkeit, den Stadtteil Walle ans Weserufer anzubinden und der historische Speicher 11 würde nicht durch die unmittelbar benachbarte Großmarkthalle erdrückt. Joachim Fahrun
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