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■ Dumm gelaufenBVG vertreibt den Umweltengel

Die BVG sitzt in der Klemme: Das größte deutsche Nahverkehrsunternehmen, das sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat, ist jetzt endgültig das Ökosiegel „Umweltengel“ für seine Standard-Monatskarte los. Das „Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung“ (RAL) hat der BVG diese Auszeichnung entzogen, weil die Standard-Karte keine kostenlose Mitnahme von Fahrrädern mehr ermöglicht (die taz berichtete).

Jetzt steht die BVG gleich vor mehreren Problemen: Einerseits schwindet das Image vom „Umweltunternehmen“, weil diese Verringerung des Angebots durch die Fahrpreiserhöhung öffentlich den blauen Engel vertreibt. Andererseits muß das Unternehmen ganz praktisch rechnen, wie es mit dem Kartenverkauf aus dem Automaten weitergehen soll: Denn in den Fahrscheinautomaten stecken noch jede Menge Standard-Karten, die den inzwischen unerlaubten blauen Umweltengel tragen. Die aber darf die BVG nicht mehr verkaufen. „Wir haben es versäumt, die Kriterien für die Vergabe des Umweltengels zu prüfen“, räumt BVG-Sprecherin Carmen Kirstein zerknirscht ein.

Am Montag soll nun entschieden werden, wie die BVG mit der peinlichen Panne umgeht: Werden die Fahrscheinautomaten keine Standard-Karten mehr verkaufen, sondern die Kunden an die Schalter verwiesen? Der einfachste und möglicherweise billigste Weg jedenfalls ist der BVG verschlossen: einfach den Inhabern der Standard-Karte wieder die Mitnahme ihrer Fahrräder zu erlauben. Denn erstens sind die Tarife in ihrer jetzigen Form von der Verkehrsverwaltung abgesegnet und können nicht einfach auf Betreiben der BVG verändert werden. Das will auch niemand, weil die Fahrräder von BVG und S-Bahn ohnehin keine beliebten Kunden sind. Und zweitens fürchtet die BVG dann massive Proteste derjenigen Kunden, die sich für die Fahrradmitnahme eine um 15 Mark teurere Premium-Karte gekauft haben. bpo

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