: Kopfgeld vom Arbeitsamt
■ Altonaer Personalagentur übernimmt Vermittlung von Langzeitarbeitslosen
Der Aufbau kommerzieller Jobvermittlungen für Langzeitarbeitslose wegen des Personalmangels in den Arbeitsämtern nimmt in Altona konkrete Formen an. Schon nächste Woche wird die „Personalagentur“ der städtischen „Altonaer Arbeitsförderungsgesellschaft“ (afg) 200 Joblose aus staatlicher Obhut unter ihre Fittiche nehmen. Insgesamt sollen in Hamburgs Westen 1000 ArbeitslosenhilfeempfängerInnen bis März 1999 in die Agentur aufgenommen werden.
Obwohl die Arbeits- und Sozialbehörde die Sach- und Personalkosten vorschießt, muß sich die neue Personalagentur als „Profitcenter“ selbst finanzieren. Afg-Chef Angelo Wehrli: „Wir müssen die Kosten durch die Vermittlung der Arbeitslosen erwirtschaften.“ Zwischen 2000 und 4000 Mark Kopfgeld zahlt das Arbeitsamt für jede Langzeit-Jobvermittlung.
Trotz des Kostendrucks rechnet Agenturleiterin Petra Kuhfuß durch „individuelle Beratung“ und „Kooperation“ mit der Gewerbeförderungsgesellschaft mit einer hohen Erfolgsquote. Die wünscht sich auch das Altonaer Arbeitsamt. „Viele Langzeitarbeitslose sind hochmotivierte und qualifizierte Leute, die nur das Problem haben. daß ihre Alterszahl mit einer „4" beginnt“, klagt Amtsleiter Bernd Schröder. „48 Jahre, drei Jahre arbeitslos – der ist tot für den Arbeitsmarkt.“ Daher müßten diese Personen wieder auf eine feste Einstellung vorbereitet werden.
Petra Kuhfuß versteht die neue Agentur aber auch als „Servicebetrieb“ für neue Arbeitskontrakte. So wollen die dreiköpfige Crew und die Honorarvermittler aus der Wirtschaft nicht nur Arbeitsplätze „acquirieren“ und bei Vorstellungsgesprächen die „individuellen Qualitäten“ von Arbeitslosen hervorheben, sondern diesen wie Unternehmern beim „Formularkrieg“ um „Fördermaßnahmen und Eingliederungshilfen“ helfen.
Erfreut zeigt sich Angelo Wehrli auch über das neue afg-Arbeitsbeschaffungsprojekt „Haushaltshilfen“. In Kooperation mit der Reinigungsfirma „Karo“ und dem Arbeiter-Samariter-Bund werden 51 langzeitarbeitslose Frauen zu Haushaltshelferinnen, Altenbetreuerinnen oder Raumpflegerinnen qualifiziert, die anschließend einen festen sozialversicherten Job mit diesen neuen Berufsprofilen bekommen sollen. Kai von Appen
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