: Über 250 Tote in Jakarta. Suharto tritt nicht zurück
■ Indonesiens Präsident macht kleine Konzessionen. Erstmals wollen auch Parteifreunde ihn loswerden. Weiter Aufruhr, Plünderungen und Brandstiftungen
Jakarta (AFP/AP/dpa) – In der indonesischen Hauptstadt Jakarta haben gestern 15.000 Polizisten und Soldaten mit Panzern die Hauptstraßen im Zentrum besetzt. Doch sie konnten nicht verhindern, daß es in den Außenbezirken wieder zu Plünderungen und Brandstiftungen kam. Rettungsmannschaften bargen über hundert Leichen aus den Ruinen von zwei abgebrannten Kaufhäusern. Nach Polizeiangaben kamen bei dem Aufruhr am Vortag insgesamt mindestens 250 Menschen ums Leben. Die Unruhen griffen gestern auch auf Provinzstädte über. Die indonesische Wirtschaft kam nahezu zum Erliegen, Banken und Geschäfte in Jakarta blieben geschlossen. Zahlreiche Staaten riefen ihre Bürger zum Verlassen des Landes auf.
Angesichts der chaotischen Zustände ordnete Suharto an, die umstrittenen Preiserhöhungen teilweise wieder aufzuheben. Superbenzin soll statt 1.200 noch 1.000 Rupiah pro Liter kosten – umgerechnet drei Pfennig weniger, Diesel 550 statt 600 Rupiah. Die Strompreise sollen im August nicht um 20, sondern nur um 18 Prozent erhöht werden.
Suharto rief unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Kairo das Kabinett zu einer Krisensitzung zusammen. Dabei habe er „mit keinem Wort gesagt, daß er zu einem Rücktritt bereit ist“, erklärte danach der Informationsminister.
Auch Parteifreunde des Präsidenten forderten gestern dessen Rücktritt. Die Fraktion Kosgoro, eine der größten innerhalb Suhartos Golkar-Partei, veröffentlichte eine Erklärung, in der es hieß: „Wenn er nicht in Frieden zurücktritt, dann müssen wir ihn dazu zwingen.“
Am Donnerstag abend trat erstmals eine demokratisch orientierte Formierung aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammen, die ebenfalls den Rücktritt des 76jährigen forderte. Diesem „Volksrat“ gehört unter anderem der einflußreiche Führer der Muslimliga, Amien Rais, an. Die Armeeführung drohte dem neuen Gremium in alter Tradition mit Gegenmaßnahmen. Tagesthema Seite 3
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