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Farce um Nikitin

■ Schon die siebte Anklageschrift gegen den russischen Umweltaktivisten, aber kein Prozeß

St. Petersburg (taz) – Schon die siebte Anklageschrift hat der russische Exoffizier und Umweltaktivist Alexander Nikitin mittlerweile von der Staatsanwaltschaft zugestellt bekommen. Die Vorwürfe sind immer die gleichen: Spionage und Geheimnisverrat wegen Mitarbeit an einer Publikation über die von der russischen Nordflotte ausgehenden atomaren Gefahren. Doch dieses Mal stützt sich die Staatsanwaltschaft erstmals nicht mehr auf Geheimgesetze. Trotzdem argumentiert sie, als habe Nikitin gegen diese verstoßen. „Vielleicht schafft es die Staatsanwaltschaft in der nächsten Runde, eine stimmige Schrift vorzulegen“, meint Verteidiger Iwan Pawlow. Damit das Gericht das Verfahren eröffnen kann. Oder einstellen. Mit dieser Alternative rechnet aber niemand. Zu viel hat der Geheimdienst investiert.

Der teilweise juristische Rückzug geht einher mit einer tatsächlichen Verschärfung des Nervenkriegs. Die Beschattung wurde verschärft. Auch Nikitins Frau, seine Tochter und sein Rechtsanwalt werden überwacht. Die Reifen seines Pkws wurden zerstochen, das Autotürschloß mit Kleister verklebt, seine Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, Reiseanträge ohne Begründung abgelehnt. Nikitin geht davon aus, daß sein Fall vor ein Militärgericht soll, weil die Anklage sonst keine Chance hätte. Und offenbar wolle man vorsorgen, falls das nicht klappt. Er soll so weich gekocht sein, daß er einem Deal zustimmt, mit dem seine Gegner das Gesicht wahren können. Reinhard Wolff

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