: Rheinsberg ist kein Wendland
■ Anti-AKW-Bewegung Ost kämpft in Rheinsberg und Greifswald noch mit mangelhaften Strukturen. Rechte formieren sich
Berlin (taz) – Rund 300 Atomkraftgegnerinnen versammelten sich am Sonntag nachmittag zu einer Anti-Castor-Demonstration im mecklenburgischen Städtchen Neubrandenburg. Anlaß: Der geplante Transport von Atommüll aus dem stillgelegten Kraftwerk Rheinsberg ins Atommüllager Lubmin bei Greifswald. „Die Demo ist von Initiativen aus der Region vorbereitet worden“, betont Arne Reyher von der „BI Wolgast/Usedom ohne Atommüll“. Aufgerufen hatte die bundesweite Anti-AKW-Frühjahrskonferenz in Erfurt im April.
Eine Vertreterin der BI Lüchow-Dannenberg erinnerte an die Anfänge des Anti-AKW-Widerstandes im Wendland vor über 20 Jahren. Wolfgang Kühr vom Vorstand der „Bürgerinitiative Umweltschutz“ (BBU) erklärte, das Beispiel Ahaus zeige, wie schnell aus einem vermeintlich ruhigen Hinterland für die Atomindustrie ein bundesweites Widerstandszentrum gegen die Castor- Transporte entstehen könne.
AktivistInnen fanden es jedoch fraglich, daß Greifswald neben Gorleben und Ahaus demnächst zum dritten Zentrum der Anti- AKW-Bewegung werden könnte. Davon sei die mecklenburgische Region noch weit entfernt.
Nachdem der für den Frühsommer geplante Beginn der Castor- Transporte auf das kommende Jahr verschoben worden ist, haben nun die Anti-AKW-Initiativen umdisponiert. Der Schwerpunkt soll auf die Verbesserung der regionalen Strukturen gelegt werden. Insbesondere in Rheinsberg selbst, wo rechte Jugendliche sich nach zwei Anti-AKW-Sonntagsspaziergängen mit „Pro Atom“- und „Chaoten raus“-Parolen formiert haben. Jetzt traut sich vor Ort niemand mehr, als Anmelder in Erscheinung zu treten. Die AKW-GegnerInnen suchen nun nach einer örtlichen Initiative, die die Proteste unterstützt, die bundesweiten Kontakte sollen auf einem Anti-AKW-Sommertreffen in der Region ausgebaut werden. Peter Nowak
Die nächsten Termine: Sonntag, 21. 6. 98, 13.30 Uhr, Anti-Castor- Sonntagsspaziergang, Treffpunkt: Bahnhofsvorplatz Rheinsberg; Weitere Infos: Anti-Atom-Plenum Greifswald, Tel.: 03 83 34/89 75 14, Fax: 038 34/89 45 23
Infos zum Sommertreffen: A. Reyher, Tel./Fax: 038 36/20 66 04 oder: arne.reyher@t-online.de
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