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Feuerlöschers Kinder

Love-Reminder und Hochseekräne: In Hamburg beginnt morgen die erste Erfindermesse  ■ Von Caroline Mayer

Auf dem Meeresboden ruht die rostige Leiche eines Schiffes. Plötzlich senken sich lautlos Stahlseile herab; Balkenkräne verkeilen sich in die Wände des Wracks. Wenige Sekunden später schießt das Schiff wie ein Sektkorken aus dem Sand.

Ein Hochseehebekran, der so etwas schafft, ist zwar noch nicht gebaut, aber schon erfunden. Der Vater der Idee heißt Rudi Behrendt und war vor seiner Pensionierung Zollbeamter. Seine Erfindung möchte der Mann aus Heikendorf bei Kiel verkaufen, und zwar möglichst schon morgen. Dann beginnt in Hamburg die erste Erfindermesse: Bis Sonntag zeigen rund 50 AusstellerInnen im Harburger Autohaus B&K, Buxtehuder Straße 112, ihre Tüfteleien.

„Hauptzweck der Messe ist es, dem kleinen Erfinder von nebenan ein Sprungbrett zu bieten“, sagt Stefan Behrendt, Sprecher der Hamburger Erfindermesse (HEM). Schließlich reiche es nicht, Ideen zu haben – die größten Stolpersteine auf dem Weg zu ihrer Verwirklichung seien das komplizierte Patentrecht und die Finanznot der meisten ErfinderInnen.

Auf der Messe sollen Kontakte zur Wirtschaft hergestellt werden: Mehrere große Firmen sind vertreten, darunter auch der Ölkonzern BP und der Automobilhersteller BMW. Die drei besten Erfindungen werden mit insgesamt 17.500 Mark prämiert; neben Wirtschaftlichkeit und Nützlichkeit bewertet die Jury, die sich aus zehn Personen der Wirtschaft zusammensetzt, auch Kuriosität und Erfindungssinn.

Insgesamt 123 Erfindungen wurden eingeschickt. Nicht alle sind so ehrgeizig wie Rudi Behrendts Projekt, der zur Säuberung der Weltmeere gleich eine ganze Staatengemeinschaft mobilisieren möchte. Kurioses und Witziges ist dabei – Dinge, die die Welt nicht braucht. Zum Beispiel der Love-Reminder von Uli Winters. Zwei Schlüsselanhänger sollen Verliebte aneinander erinnern: In unregelmäßigen Abständen ertönt in exakt derselben Sekunde ein Lied aus den beiden Anhängern.

Auch Ideen zu alternativen Energien, Umweltschutz oder Lifestyle werden auf der Messe vorgestellt. „Viele Erfindungen sind gar keine richtigen Erfindungen, sondern eher Weiterentwicklungen von schon Bestehendem“, erklärt Stefan Behrendt. So ist der Feuerlöscher, der sich bei Feuer selbst aktiviert, nur eine Kombination aus dem konventionellen Löschwerkzeug und einem Feuermelder.

Ob genial, einfach oder einfallsreich: Erfinder haben es in Deutschland nicht leicht. Das weiß auch Rudi Behrendt. In den vergangenen 45 Jahren hat der 69jährige über 150 Erfindungen gemacht. Umgesetzt wurden nur Ideen für Kinderspielzeug. „Uns fehlt nun einmal die Lobby“, klagt der Hobby-Tüftler – und hofft auf eine Würdigung seiner Ideen auf der Erfindermesse.

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