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Viele Besucher, aber wenig Geld

■ Hearing zur Situation von Gedenkstätten. Diese fordern finanzielle Sicherheit, genug Stellen für Pädagogik und politische Unterstützung

Nirgendwo in der Bundesrepublik prägen so viele Gedenkstätten die Topographie wie im Bereich der alten und neuen Hauptstadt. Und nirgendwo sonst ballen sich folglich die Probleme der Erinnerungsorte und der Ausstellungen wie in Berlin. Um sich über die Schwierigkeiten zu informieren, luden die SPD-Fraktionen Berlins und Brandenburgs gestern LeiterInnen verschiedenster Gedenkstätten zu einem Hearing in den Preußischen Landtag.

„Wir wollen uns mit den finanziellen und organisatorischen Problemen der Gedenkstätten auseinandersetzen und daraus Impulse für unser politisches Handeln ableiten“, hatten die Fraktionschefs Wolfgang Birthler und Klaus Böger vor der Veranstaltung versprochen. Handlungsanleitungen gab es von den HistorikerInnen gestern genug: Obwohl der Besucherandrang an den meisten Orten ungebremst sei, biete der enge finanzielle Spielraum wenig Platz für pädagogische Arbeit. Jede weitere Einsparung gerade an den Mitarbeiterstellen beschneide den Aufklärungsanspruch. Vor allem die finanzielle Unsicherheit mache kontinuierliche Arbeit schwer.

Die Leiterin der „Topographie des Terrors“, Gabriele Camphausen, faßte stellvertretend mit dem hübschen Satz zusammen: „Das Besucherecho steht in reziprokem Zusammenhang zur Finanzentwicklung.“ Zwar könne man die bestehende Gedenkstättenlandschaft als „reich“ bezeichnen, doch mit einer „längerfristigen Minimalfinanzierung“, wie sie sich abzeichne, könne man weder bisherige noch künftige Aufgaben dauerhaft bewältigen. „Aktualität und Lebendigkeit sind dann nicht zu gewährleisten“, sagte sie, „die Geschichte wird nur noch verwaltet.“

Johannes Tuchel (Gedenkstätte Deutscher Widerstand), Norbert Kampe (Haus der Wannseekonferenz) und der Leiter des Kapitulationsmuseums, Peter Jahn, führten indes noch eine ganz andere Ebene von Problemen ein – die ideologischen Widerstände. „Der Kalte Krieg wirkt noch nach“, sagte Jahn gestern. Für viele Menschen bedeute die Kapitulation noch immer eine Katastrophe, deshalb werde sein Museum nicht angenommen. „Da hat sich eine merkwürdige Koalition von Lodenmantelfraktion in der CDU und ,Republikanern‘ gebildet“, so Jahn. Er forderte von der Politik ein offenes Engagement für seine und andere Gedenkstätten ein. Tuchel steht mit seinem Haus in einem ähnlichen Konflikt. Noch immer wird von konservativer Seite versucht, die Konzeption der Gedenkstätte, in der auch der Widerstand von späteren DDR-Kadern gewürdigt wird, zu ändern. Diese politischen Interessen zeigten, so Tuchel, „daß die Grundfragen über Widerstand, Resistenz und Opportunismus längst nicht abgeschlossen sind“. Er erhielt allerdings Rückendeckung von Klaus Böger. Dieser wies jeden Versuch der politischen Einflußnahme auf die Gedenkstätte zurück: „Ich warne davor, aus vordergründig politischen Gründen Veränderungen in der Konzeption zu fordern.“ Barbara Junge

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