piwik no script img

Mexiko verlängert Umweltalarm

■ Brände in Lateinamerika bedrohen Gesundheit und Wasservorräte

Tegucigalpat/Mexiko (ips/ AFP) – Noch mindestens drei weitere Tage soll in Mexiko so viel wie möglich stillstehen. Der dichte Dunstteppich, der sich von den brennenden Urwäldern im Süden über das ganze Land verbreitet, ist auch nach einer Woche Umweltalarm nicht nennenswert durchlässiger geworden. Deshalb haben die Behörden die Bevölkerung am Dienstag erneut dazu aufgerufen, sich möglichst in geschlossenen Räumen aufzuhalten, keine im Freien angebotenen Lebensmittel zu essen und die Autos stehenzulassen.

In der nicaraguanischen Hauptstadt Managua mußte der Flugverkehr zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen eingestellt werden. Dagegen gab es in Honduras, das ebenfalls mit Sichtbeeinträchtigungen zu kämpfen hat, vorläufig Entwarnung. Trotzdem warnen auch hier die Gesundheitsbehörden weiterhin davor, daß sich beim Aufenthalt außerhalb geschlossener Räume Rußpartikel in den Lungenbläschen festsetzen könnten. Private Arztpraxen und Krankenhäuser wurden angehalten, Notfallpatienten mit Atemwegsbeschwerden kostenlos zu behandeln, während Privatunternehmen Asthma-Medikamente spenden sollen.

Die Verbreitung der Brände, die auf das Wetterphänomen El Niño zurückgehen, wird durch die extreme Trockenheit und die für die Jahreszeit sehr hohen Temperaturen begünstigt. Allein in Mexiko, wo derzeit 34 Grad Celsius herrschen, sind nach Regierungsangaben seit Jahresbeginn etwa 10.000 Feuer ausgebrochen, die rund 500.000 Hektar Wald- und Weideflächen in 31 der 32 Bundessstaaten vernichtet haben. An vielen Stellen sind sie außer Kontrolle geraten. In Guatemala wurden rund 65.000 Hektar Wald in dem 600 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Naturschutzgebiet zerstört.

Auch die Dürre hat der zentralamerikanischen Landwirtschaft Schäden zugefügt. Die Verluste in El Salvador werden auf 172 Millionen Dollar beziffert. In Honduras, wo mehr als 100.000 Hektar Ackerland verlorengegangen sind, geht die Regierung von Einbußen im Mais- und Zuckerrohranbau von 50 Millionen Dollar aus, in Costa Rica sollen es etwa 23 Millionen Dollar sein. Am schlimmsten ergeht es dem Norden des Landes, wo die Regierung inzwischen teilweise den Notstand verhängt hat.

Inzwischen gehen auch die Wasserreserven zu Ende. Dies beeinträchtigt die Stromproduktion. Am gravierendsten ist die Lage derzeit in Honduras, wo die Regierung Elektrizität aus Nachbarstaaten importiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen