Ostler können besser rechnen

■ Studie über Schulkenntnisse in Mathematik und Physik zeigt: Trotz Bildungsexpansion verschlechtern sich die Leistungen nicht

Berlin (taz) – Wenn mehr Schüler das Gymnasium besuchen, führt das nicht zwangsläufig zu schlechteren Leistungen. Das ist eines der Ergebnisse des internationalen Vergleichs von Schulleistungen in Mathematik und Naturwissenschaften (TIMSS), die das Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gestern vorstellte.

Auf das „Glatteis“ eines Ländervergleichs wollte sich der deutsche Projektleiter Jürgen Baumert zwar nicht begeben. Doch faßte er einige Daten zu „Ländergruppen“ zusammen, die einen innerdeutschen Vergleich ermöglichen. Demnach sind in Ländern mit einer niedrigen Übergangsquote aufs Gymnasium, vor allem also in Bayern, die Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften schlechter als in Ostdeutschland, wo mehr Schüler die gymnasiale Oberstufe besuchen. Auch in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, in denen mehr als ein Drittel eines Jahrgangs das Gymnasium besucht, liegen die Leistungen nicht dramatisch niedriger. Am schlechtesten schneiden die westdeutschen Flächenstaaten mit mittlerer Übergangsquote ab. In den Noten finden sich diese Unterschiede aber nicht wieder: Sie sind im Schnitt überall gleich. Gleiche Leistungen werden also um bis zu zwei Noten unterschiedlich bewertet.

Neues Material liefern die Forscher auch zur Debatte um das 13. Schuljahr: Es bringt in Physik ganz erhebliche, in Mathematik dagegen überhaupt keine Fortschritte. In den Ostländern mit nur 12 Schuljahren hatten die Abiturienten in Grundkursen bessere Mathematikkenntnisse als im Westen nach 13 Schuljahren. Dabei unterscheiden sich die Ergebnisse in Ländern mit oder ohne Zentralabitur nicht grundsätzlich.

Auch die Befürworter eines getrennten Unterrichts für Schülerinnen und Schüler finden in der Studie Argumente: Mädchen schnitten ganz erheblich schlechter ab als Jungen. Noch mehr unterschied sich das Selbstvertrauen: Während die Mädchen ihre Leistungen unterschätzten, verorteten sich die Jungen zu hoch.

Für Aufsehen hatte schon der internationale Vergleich gesorgt, den die amerikanischen TIMSS- Koordinatoren im März vorgestellt hatten. Dabei kam Deutschland in der Gruppe vergleichbarer Länder nur in den unteren Bereich, mit weiter sinkender Tendenz. Ralph Bollmann