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"Schuld am Schmutz ist der Regen"

■ Laut EU-Bericht hat sich die Wasserqualität in Seen und Freibädern verschlechtert. Gesundheitsverwaltung hält das Baden in den Seen jedoch weiterhin für unbedenklich

Kurz bevor die Badesaison so richtig losgehen kann, erteilt die EU-Kommission den Berliner Badeseen schlechte Noten. Jedes Jahr aufs neue veröffentlicht die EU- Kommission einen Bericht über die Wasserqualität an Europas Badestränden. Für Berlin bemängelt der Bericht, daß die Wasserqualität sich 1997 zum Teil erheblich verschlechtert habe – im Gegensatz zum Bundesgebiet. Denn insgesamt sei eine „deutliche Verbesserung der allgemeinen Qualität“ festgestellt worden.

So wurde der Grunewaldsee schlechter beurteilt als im Jahr zuvor. Er entspricht nun nicht mehr den vorgeschriebenen Standards. Das Freibad Tegeler See und das Freibad Ziegeleisee hatten noch im letzten Jahr die Bestnote erhalten. Dieses Jahr erfüllten sie nur noch die vorgeschriebenen und nicht mehr die empfohlenen Standards. Immerhin können das Freibad Plötzensee und die Große Steinlanke bessere Werte für sich verbuchen. Im Strandbad am Wannsee können sich Badelustige nach wie vor getrost im Wasser tummeln. Es hat sehr gute Werte.

Die Ostberliner haben Grund zur Freude, denn die Seen im Ostteil sind sauberer als im Westen. Sehr sauberes Wasser haben immer noch Schmöckwitz, Strandbad Grünau, Strandbad Wendenschloß, Großer Müggelsee-Seebad Friedrichshagen und Langer See/ Bammelecke. Außerdem kann man nun auch unverzagt in den Orankesee und den Kleinen Müggelsee hüpfen, deren Wasserqualität sich gegnüber letztem Jahr verbessert hat.

Die Gesundheitsverwaltung traut dem EU-Bericht nicht. Seit Anfang Mai nimmt sie alle zwei Wochen Wasserproben. Ihr Ergebnis: „Das Baden ist in ganz Berlin unbedenklich.“ Auch Dietrich Jahn, Referatsleiter für die Grundlagen der Wasserwirtschaft bei der Umweltverwaltung „kriegt Verkrampfungen“, wenn er die Ergebnisse des EU-Berichts hört. Schuld an dem schlechteren Abschneiden Berlins im gesamtdeutschen Vergleich sei „der Regen“. Denn die bis zu 130 Jahre alte Kanalisation der Innenstadt würde bei starken Regenfällen nicht mit den Wassermassen fertig, so daß verdünntes Abwasser ins Gewässer flösse. Er findet es „eine sehr große Leistung, daß in einer Stadt mit drei Millionen Einwohnern überhaupt gebadet werden kann“. Jahn lobt die „hervorragende Qualität“ gerade der beiden kritisierten Badeseen aus: „Ich springe Ihnen hundertmal in den Weißen See und zweihundertmal in den Grune„waldsee.“ Daß der Grunewaldsee so schlecht bewertet wurde, liegt seiner Meinung nach daran, daß er sich direkt in einem „Hundeauslaufgebiet“ befinde. Kirsten Küppers

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