: CSU hält sich zurück
Auf dem kleinen Parteitag verzichten CSU-Spitzenpolitiker darauf, der DVU Konkurrenz zu machen ■ Aus Ingolstadt Stefan Kuzmany
Leistung statt Show“, verspricht eine neue CSU- Wahlkampfbroschüre in Anspielung auf den SPD-Showstar Gerhard Schröder. Also alles ernstgemeint beim kleinen Parteitag der CSU: der überlebensgroße goldene Löwe auf dem Marmorpodest vor der Deutschlandfahne. Die adrette Dame im Dirndl, die sich beim Händedruck des Parteivorsitzenden Theo Waigel und des Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wie zufällig im Bild befindet. Die einstimmigen Abstimmungen über schnell abgehandelte Parteianträge, lustig moderiert vom Karl Moik der CSU, Bundesbauminister Eduard Oswald. Innerparteiliche Demokratie ist doch eine schöne Sache: „Ich sehe, der Bundesgesundheitsminister nickt...“, kommentiert Oswald heiter die Durchwinkerei, „... das ist dem Vorsitzenden der Antragskommission Signal genug... er stimmt auch zu... gibt es weitere Wortmeldungen... das ist nicht der Fall... Gegenstimmen? Enthaltungen? Nein? Der Antrag ist entsprechend den Empfehlungen der Antragskommission angenommen.“
An der Tür zum Sitzungssaal im Ingolstädter Stadttheater steht die weißhaarige Frau Stumpf, weist den Weg zum Klo und schließt die Pforte wieder, wenn von den Vorträgen gelangweilte Delegierte und Journalisten ins Foyer flüchten. Als Alois Glück, der vielgepriesene „besonnene“ Mann der CSU, seinen Entwurf „Der Weg zu einer neuen Sozial- und Bürgerkultur“ präsentiert, hat Frau Stumpf viel zu tun: Glück, nicht gerade ein begnadeter Rhetoriker, referiert über die „Krise des Gemeinwesens“, das Foyer verwandelt sich in einen Taubenschlag – und leert sich erst wieder, als der Parteivorsitzende Theo Waigel spricht. Es sind ungewohnt leise Töne, die Waigel anschlägt: Die CSU müsse die Stimmung verbessern und durch Sachpolitik überzeugen, Nachdenklichkeit zeichne nicht nur Alois Glück aus, sondern die ganze Partei. Und obwohl der CSU „der härteste Wahlkampf der letzten Jahrzehnte“ bevorstehe, obwohl die Partei nach dem Schock in Sachsen-Anhalt befürchten ließ, stärker als bisher die Themen der DVU aufzugreifen, hält er sich zurück: Mitmenschlichkeit, gute Nachbarschaft, Geborgenheit sollen die Menschen bei der CSU finden. Der Feind ist heute nicht ein bärtiger Ausländer, sondern Gerhard Schröder von der SPD, ein „Blender und Versager“, dessen „linke Volksfront mit aller Kraft verhindert“ werden müsse. Die Richtlinienkompetenz in der Republik dürfe nicht einem Mann überlassen werden, der nicht einmal bei der Regierungsbildung in Sachsen-Anhalt die Richtung habe vorgeben können. Und die Ausländer? „Wir sind ein ausländerfreundliches Land – aber wir sind nicht, wie Heiner Geißler meint, eine multikulturelle Gesellschaft.“ Das jedoch nur am Rande: Thema Nummer eins der CSU sei die Arbeitslosigkeit. Auch Peter Gauweiler scheint sich in die moderate Linie des kleinen Parteitages gefügt zu haben. Sein grammatikalisch abenteuerliches Thema „Deutschland und Bayern sind kein Einwanderungsland“ umschreibt er mit gemäßigten Worten. Die CSU wolle die Integration von Ausländern fördern, einerseits. Andererseits: Die Grenzen der Aufnahmefähigkeit seien erreicht.
Ministerpräsident Edmund Stoiber widmet sich anschließend seinem Lieblingsthema, dem gelungenen Vergleich Bayerns mit dem Rest der Welt. Nach über einer Stunde findet er zum Ende: Dank an alle, und Bayern ist das liebenswerteste Land, Bayern und Deutschland, Deutschland und Bayern. Vorbei. Die Delegierten sind erschöpft, aber glücklich. Eine gelungene Show.
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