■ taz-intern: Absage an Nationalismus
Der Hungerwinter in Sarajevo, die Kellermenschen in Mostar, die Überlebenden des Todesmarsches der Männer von Srebrenica – das Buch von Erich Rathfelder „Sarajevo und danach“ ruft die Jahre des letzten Krieges in Europa nachdrücklich in Erinnerung. Rathfelder, seit 1991 taz-Korrepondent auf dem Balkan, beschreibt, was er auf seinen Fahrten durch das ehemalige Jugoslawien gesehen und erlebt hat, gibt Gespräche mit den Betroffenen wieder, den Opfern dieses Krieges, Politikern und internationalen Beobachtern, und schildert, wie man sich als Reporter im Kriegsgebiet bewegt. Auch die verschiedenen Teilungspläne, das Scheitern der UNO, das Abkommen von Dayton und die innenpolitische Debatte über eine Stationierung deutscher Soldaten werden berücksichtigt.
Rathfelders Buch ist ein Plädoyer für den Erhalt eines multikulturellen Staates Bosnien-Herzegowina, zumal die Drohung einer Teilung in eine serbische und kroatische Einflußsphäre bis heute in der Luft hängt. Das Buch ist zugleich eine Warnung vor jedwedem Nationalismus und eine Absage an Versuche, die Ergebnisse des Krieges wie Eroberungen, Vertreibung und ethnische Säuberungen im nachhinein zu legitimieren. Das Buch, zu dem Hans Koschnick das Nachwort geschrieben hat, ist in der Beck'schen Reihe erschienen, hat 300 Seiten und kostet 24 Mark.Foto: Wolfgang Borrs
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