piwik no script img

■ Mit strahlenden Handys auf du und duSmog aus dem Hörer

Berlin (taz) – Die neueste Generation von D- und E-Netz- Handys strahlt genauso stark wie die vorherige. Die Industrie hat nicht auf die Warnungen vor dem nicht auszuschließenden Krebsrisiko und der Wärmewirkung durch die gepulste elektromagnetische Strahlung der Handys reagiert.

Im Gegenteil werben die Hersteller mit den Möglichkeiten, die das Pulsen eröffnet: Statt über ein kontinuierliches elektromagnetisches Feld, wie es beim C-Netz gebräuchlich ist, wird über kurze Impulse mit einer Frequenz von 217 Hertz gesendet. Dadurch können mehr Benutzer gleichzeitig bedient werden, die Übertragungsqualität ist besser.

Während die Sendeleistungen der Mobiltelefone im Rahmen der Grenzwerte des Bundesamtes für Strahlenschutz von 2 Watt für D-Netz- und 1 Watt für E-Netz-Handys bleiben, gibt es für die Strahlen, die den Handy-Benutzer beim Telefonieren oder dem Tragen des eingeschalteten Gerätes durchfluten, die sogenannte Strahlenabsorptionsrate, nicht einmal gesetzliche Regelungen. Denn das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) regelt bislang nur Belastungen, die von Mobilfunk-Sendeanlagen ausgehen, nicht aber von den Handys selbst.

Das nova-Institut gibt einen Vorsorge-Richtwert von 0,2 Watt/kg an. Tatsächlich gemessene Werte reichten von 0,28 beim Hagenuk GlobalHandy bis 1,3 Watt/kg beim Mitsubishi MT-30. Auch das E10 D von Siemens und das G-Com 607 von Bosch zählen zu den Spitzenreitern.

Das Problem: Um die krebsfördernde Wirkung der Handy- Strahlung effektiv ausschließen zu können, sind Handys noch nicht lange genug im Handel. Krebs entwickelt sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten.

Ein Experiment, das im vergangenen Jahr für Mäuse, die regelmäßig einer entsprechenden Strahlung ausgesetzt waren, ein mit 43 Prozent signifikant erhöhtes Krebsrisiko feststellte, wird von Befürwortern der Mobilfunk-Technik nicht anerkannt – das sage nichts über Menschen aus.

Eindeutig belegt ist immerhin, daß angerufene Handys vor dem ersten Klingelzeichen ein elektromagnetisches Feld aufbauen, das die Funktion von Herzschrittmachern beeinträchtigen kann.

Die Stiftung Warentest empfahl vor anderthalb Jahren, die „Lage und Tiefe der Schrittmachertasche, Distanz zur Antenne, Verlauf der Elektroden“, aber auch die „Sendeleistung und Frequenz“ der Telefone zu ändern. Diesen Hinweis haben die Hersteller bisher überhört. Daniel Postulka

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen