In Zukunft nur noch kickern

Bus mit Zugang zum Internet: „Zukunftsmobil“ macht Station in Hamburg  ■ Von Stefan Tomik

Das „Zukunftsmobil“ bewegt sich altmodisch. Es rollt auf vier Rädern durch die Straßen und wird von einem Motor angetrieben wie jedes andere Auto auch. Schließlich ist der Zukunftswagen nichts anderes als ein Doppeldeckerbus. Seit Anfang Mai ist er auf Deutschland-Tournee, am Steuer MitarbeiterInnen der Initiative„Zukunft unterwegs“. Gestern kam der Bus für zwei Tage nach Hamburg, an die Jahn-Schule in der Bogenstraße.

Auf dem Schulhof schlug man Zelte auf, in denen am Vormittag über „die Arbeit der Zukunft“ diskutiert werden sollte. Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) eröffnete die Aktion feierlich, und der Autor und Publizist Joseph Scheppach philosophierte vor etwa einem Dutzend SchülerInnen darüber, daß „die Zukunft explosiv sein wird“. Ansonsten, so Scheppach, „haben wir wenig Ahnung davon“.

Und weil die Zukunft an sich so furchtbar abstrakt ist, hat sich die reichlich von Großunternehmen gesponsorte Initiative vorgenommen, wenigstens die beruflichen Perspektiven der SchülerInnen zu ordnen. Im Doppeldeckerbus – pardon: Zukunftsmobil – gibt es Internet-Anschlüsse, gestiftet von einem großen Elektronikkonzern. Hier sollen die Kids lernen, wie man sich Informationen oder gar einen Job aus dem Netz beschafft. Doch die paar Mädchen und viele Jungs, die sich an der Bogenstraße um die Plätze drängeln, rufen lieber Infos zu „Baywatch“ und der Fußball-Weltmeisterschaft ab.

Dabei lauert gerade in technischen Berufen ein ernormes Potential an Arbeitsplätzen, schwärmt Joseph Scheppach in einem der Zelte. Zwar könne man nicht auf klassische Berufsbilder bauen, doch Quereinsteiger hätten gute Chancen. „Ich warne davor, den Empfehlungen von Zukunfts- und Arbeitsmarktforschern zu glauben. Es gibt keine Patentrezepte“, so der Autor.

Doch genau die hätten die SchülerInnen gern gehabt. Mit dem „Geschwafel“ konnten sie größtenteils nichts anfangen. „Das ist doch bloß das, was man immer hört“, sagt die 16jährige Lina aus der zehnten Klasse. Sie vermißt konkrete Empfehlungen für den Einzelnen. „Heißt Zukunft nur Technik und neue Medien?“, fragt eine andere Schülerin verständnislos. Auch Julian (16) kann den Aktionstagen nichts abgewinnen: „Planlos und unorganisiert“, lautet sein knapper Kommentar.

Zudem mangelt es den Kids an Zeit. Viele können nur in der Pause oder in den Freistunden zum Zelt kommen. Dann müssen sie wieder zum Unterricht – selbst wenn es rund um das Zukunftsmobil mal interessant wird. Nur einige haben eine Stunde frei bekommen, um sich zu informieren. Zum Beispiel David, der jetzt eigentlich Politikunterricht hätte. „Ich weiß aber gar nicht, worum es hier geht“, sagt der Neuntkläßler. Er habe erst am morgen die Zelte auf dem Schulhof gesehen und sich gewundert. Nun spielt er am Kickergerät, das ein Sponsor aufgestellt hat.