Die Twentysomethings proben den Aufstand

■ Im Halbfinale der French Open bekommt es die große Favoritin Martina Hingis heute mit der routinierten Monica Seles zu tun. Außerdem spielt Sanchez-Vicario gegen Davenport

Paris (dpa/taz) – Viel war in den letzten Wochen und Monaten die Rede von der Teenager-Revolution im Frauen-Tennis, doch auf den Sandplätzen von Roland Garros stellte die ältere Generation klar, daß sie das Feld nicht freiwillig räumen will. Außer der Weltranglistenersten Martina Hingis (17) sind es die vergleichsweise betagten Veteraninnen, die heute das Halbfinale der French Open bestreiten: Lindsay Davenport (22), Monica Seles (24) und Arantxa Sanchez-Vicario (26).

Die schwierigste Aufgabe kommt auf Monica Seles zu, die es wie vor einem Jahr mit Martina Hingis zu tun bekommt. Damals verlor sie äußerst knapp; diesmal ist sie krasse Außenseiterin beim Versuch, ihren vierten Titel in Paris zu gewinnen, dort – wo sie 1989 mit wuchtigen Grundlinienschlägen und verbalen Wasserfällen ins Rampenlicht trat und erst im Halbfinale äußerst knapp an Steffi Graf scheiterte. Diesmal ist sie längst nicht so fit wie damals, denn die US-Bürgerin spielt nach langer Pause erst ihr fünftes Turnier in diesem Jahr. „Der Einzug ins Semifinale ist schon weit mehr, als ich erhofft habe. Ich habe kaum trainieren können“, sagte Seles nach ihrem starken Auftritt beim Dreisatzsieg gegen die Tschechin Jana Novotna. Nun fordert sie die beste Spielerin heraus und weiß: „Man muß das absolut beste Tennis gegen sie spielen. Und genau das ist es, was ich versuchen werde.“

Über den Tod ihres Vaters, der vor wenigen Wochen an Magenkrebs starb, möchte sie nicht mehr reden; genausowenig über das Messerattentat vor fünf Jahren in Hamburg. Nach dem ersten Sieg bei diesen French Open hatte sie noch bereitwillig Rede und Antwort gestanden: „Es war der Wunsch meines Vaters, daß ich wieder spiele.“ Jetzt geht es ihr nur noch um die sportliche Herausforderung. „Hier spiele ich für mich.“

Einen Grand Slam, also Siege in Melbourne, Paris, Wimbledon und bei den US Open in einem Kalenderjahr, könnte Hingis schaffen. Am Sieg bei den French Open mag so recht keiner zweifeln. Monica Seles kann nur auf ihre Routine vertrauen und darauf, daß die Schweizerin die Aufgabe unterschätzt. Denn „das wichtigste Match bei den French Open“ war für sie der Viertelfinalsieg gegen die gleichaltrige Venus Williams.