Regenbögen lügen doch

■ St. Pauli schlägt Meppen mühsam mit 3:1 und vermeidet die Bundesliga

Warum die Spieler nach dem Spiel gegen den Absteiger SV Meppen eigentlich gefeiert wurden, wußte niemand so recht. „Das Spiel war schlecht, und die Saison verlief enttäuschend, da wir den Wiederaufstieg verpaßt haben“, resümierte St. Pauli-Stürmer Marcus Marin umfassend, „erst in der Rückrunde haben wir uns gesteigert.“ So schiebt man nachträglich die Schuld dem gefeuerten Trainer Eckhardt Krautzun in die Schuhe.

Noch vor dem letzten Heimspiel der Spielzeit am Mittwoch abend gab Stadionsprecher Rainer Wulff in einer verqueren Metapher seiner Hoffnung Ausdruck: „Am Ende des Regenbogens, der sich hier über dem Stadion wölbt, wartet die Erste Liga“, deutete er die rechnerische Möglichkeit, doch noch aufzusteigen, an. Was nachfolgte, zeigte aber zu deutlich, warum der FC St. Pauli im Fußball-Oberhaus nichts zu suchen hat: löcherige Abwehr, wenig Mittelfeld, lahmer Sturm. „Wir schießen zuwenig Tore“, erkannte Coach Gerhard Kleppinger einen der entscheidenden Grundsätze der Fußballphilosophie an und ergänzte: „Wir haben immerhin als einzige Profimannschaft kein Heimspiel verloren.“ Aber daß man sich auf solchen statistischen Spielereien ein Ei backen kann, wissen auch die Macher am Millerntor.

Vielleicht sollte man wirklich mehr auf den Nachwuchs setzen. Matthias Scherz, einstmals von den eigenen Amateuren gekommen, zeigt als einer der wenigen regelmäßig Format, und mit dem jungen Ivan Klasnic spielt ein echtes Stürmertalent bei den Braun-Weißen. Und sollten alle Stricke reißen bleibt immer noch der Torhüter. Klaus Thomforde demonstrierte mehrfach mit ungewohnt eindrucksvollen Dribblings und Kurzpaßspiel am eigenen Sechzehnmeterraum, daß er mit dem Fuß den Ball genauso beherrscht wie mit seinen Fäusten den Strafraum. Und einen Killerinstinkt besitzt er ja ohnehin.

Also machen sich die Fans bereit für noch eine Saison Zweitligatristesse. Wie lange sie ihr Team aber auch nach grottenschlechten Spielen und sonstigen Enttäuschungen noch feiern werden? Auch die Leidensfähigkeit der Ausdauerndsten ist schließlich begrenzt. Sollte sich nichts an der Einstellung von Mannschaft und Vorstand ändern, werden sie wahrscheinlich bald alleine im Stadion sitzen.

Marcus Vogt

St. Pauli: Thomforde, Dammann, Trulsen, Stanislawski, Chmielewski, Hanke (ab 51. Mason), Springer, Karaca (ab 83. Dittmer), Scherz (ab 55. Meggle), Marin, Savitchev

SV Meppen: Brasas, Rose, von Ahlen, Claaßen (ab 71. Wehlage), Spork, Marell, Prus, Ivanovic, Fieber, Stendel, Thoben

Tore: 1:0 Marin (55.), 1:1 Stendel (68.), 2:1 Trulsen (86.), 3:1 Springer (88.)

SR.: Burchhart – Z.: 16.100