: VW will weltweit in die Marktnischen fahren
■ Piäch kündigt mehr Dividende, Firmenkäufe und ein neues Luxusmodell an
Berlin (taz) – Gelassenes Selbstbewußtsein zeigten gestern die Aktionäre der Volkswagen AG. Auf ihrer Hauptversammlung in Hamburg konnte der Vorstandsvorsitzende Ferdinand Piäch verkünden, daß sich auch 1998 das Wachstum von jährlich etwa zehn Prozent fortsetzen wird. Der Umsatz des Konzerns, der die Automarken VW, Audi, Škoda und Seat produziert, lag 1997 insgesamt bei 113 Milliarden Mark. Schlechte Nachrichten vermeldete der Chef von weltweit 275.000 Angestellten nur aus Südamerika und Afrika: Hier brach der Absatz um fast ein Viertel ein.
Schon im Vorfeld der Hauptversammlung hatte Piäch erklärt, daß er die Zahl der produzierten Fahrzeuge von 4,3 Millionen 1997 bis 2003 auf über sechs Millionen steigern will. „Der Markt gibt das her“, meinte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Wie andere Konzerne versucht VW daher, mit Übernahmen und Zusammenarbeit die Lücken in der Angebotspalette zu schließen. Neben dem Kauf von Rolls-Royce plant Piäch außerdem den Bau des Luxusmodells „Horch“, das eventuell in Dresden gebaut werden soll. Mit Porsche zeichnet sich eine Zusammenarbeit bei Geländewagen ab, und um in den Lkw-Markt einzusteigen, ist der Kauf von Scania im Gespräch. Daneben hat Piäch den Bau eines 3-Liter-Fahrzeugs der Golf-Klasse bis zum Jahr 2000 angekündigt.
Bis 2020 schätzt er, wird es weltweit nur noch vier bis sechs Autokonzerne geben. Wer dabeisein will, muß bei steigender Qualität immer billigere Fahrzeuge anbieten. Daher setzt VW auf die sogenannte Plattformstrategie und baut die Modelle Golf, Audi A 3, den New Beetle, den Škoda Oktavia und den neuen Audi TT mit einem identischen Fahrgestell. Die Produktion von über 4.000 Unterbauten eines Typs pro Tag senkt genauso die Kosten der Entwicklung wie der Produktion. Während Piäch, unter dessen Leitung der Aktienkurs seit 1994 von 340 Mark auf heute 1.080 Mark gestiegen ist, für die Aktionäre weiter eine jährliche Dividende von sechs Prozent anstrebt, bleibt er bei den Löhnen knauserig: „Reich wird man nur durch weniger Ausgaben.“ An Standorten wie Deutschland, Tschechien und Südamerika sollen die Maschinen darum künftig an sechs Tagen in der Woche laufen. mfn
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