: Mobile Resistenzgene in Pflanzen
Vermutet wurde es schon lange. Können Gene aus Pflanzen auf Bakterien übertragen werden? Bei der Debatte um Freisetzungen von Gen-Tech- Pflanzen hat diese Frage immer wieder eine zentrale Rolle gespielt. Für Österreich und Norwegen reichte die Vermutung schon aus. Weil einige der in der EU zugelassenen Gen-Tech- Pflanzen Antibiotikaresistenzen enthalten, verhängten diese Länder ein Einfuhrverbot unter anderem mit der Begründung: Es könne nicht ausgeschlossen werden, daß diese Resistenzgene von Krankheitskeimen aufgenommen werden. Daß dies nicht nur ein Horrorszenarium der Gen-Tech-Kritiker ist, haben jetzt gleich zwei Wissenschaftlergruppen unabhängig voneinander zeigen können.
Frank Gebhard und Kornelia Smalla von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig führten ihre Versuche mit transgenen Zuckerrüben durch. Die Pflanzen, die sie von der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS) in Einbeck bekamen, enthielten als Marker-Gen eine Resistenz gegen das auch therapeutisch genutzte Antibiotikum Kanamycin. Ihre in der Fachzeitschrift Applied and Environmental Microbiology veröffentlichten Ergebnisse zeigen, daß ein in der Umwelt häufig vorkommendes Bakterium, Acinetobacter sp., nicht nur die Resistenzgene aufnehmen, sondern auch fest in ihr eigenes Genom integrieren.
„Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ein Gen-Transfer erfolgt“, erklärt Wissenschaftlerin Smalla, „einerseits müssen die Bakterien sich in einer Wachstumsphase befinden, damit sie überhaupt DNA aufnehmen können.“ Die andere Bedingung: In den Bakterien muß bereits ein kurzes Stück Erbsubstanz vorhanden sein, das die gleichen DNA-Bausteine besitzt wie das zu integrierende Gen. Im Labor sind diese Bedingungen leicht erfüllbar. „Wir wissen aber sehr wenig darüber“, sagt Smalla, „wie häufig diese homologen Rekombinationen unter natürlichen Bedingungen erfolgen.“
Vergleichbare Ergebnisse erhielten Wissenschaftler an der Oldenburger Universität. Professor Wilfried Wackernagel und seinem Mitarbeiter Johann de Vries gelang es dort zu zeigen, daß Bakterien auch von manipulierten Kartoffeln, Tabak- und Rapspflanzen die Gene übernehmen. Wolfgang Löhr
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