Netz für große und kleine Fische

■ Innenminister Kanther spricht in Bremen über den Einsatz von Bundesgrenzschutz-Beamten und sein „Sicherheitsnetz“

Bremen soll sicherer werden. Das wünschen sich jedenfalls der Bundesinnenminister Manfred Kanther und Bremens Innensenator Ralf H. Borttscheller (beide CDU). 50 Beamte des Bundesgrenzschutzes sollen ab dem 1. Juli im Rahmen eines Modellversuches der Bremer Polizei bei der Verbrechensbekämpfung zur Seite stehen. Bremen ist nach Berlin, Stuttgart und München die vierte Großstadt, die sich an dem zweijährigen Modellversuch beteiligt. Soweit die Nachricht. Nun zu Herrn Kanther und der „Kernidee“ seiner „Aktion Sicherheitsnetz“.

Mit dem Sicherheitsnetz sollen „alle Arten von Fischen“ gefangen werden. Große und „auch kleine, die im sauberen Wasser weiterschwimmen und nicht mehr zurückkommen.“ Es ginge eben „nicht nur um das schwere Verbrechen, sondern auch um das Stolpern über Unordnung“, betont der Minister gestern im Kaminsaal des Rathauses in freier Rede. Dazu zählen auch die „Ferkeleien mit Graffiti“. Wenn einer am Samstag „geschmiert“ habe, müsse er am Mittwoch verurteilt werden und am Samstag darauf „mit dem Schrupper“ die Wand wieder saubermachen. Kanther: „Die brauchen keine brachialen Strafen, sondern einen Schrupper in der Hand und möglichst viele Leute, die ihnen dabei zusehen.“ Leider mache die Justiz nur in 0,5 Prozent der Fälle von dem beschleunigten Verfahren Gebrauch, bedauerte Kanther. Die Justiz müsse dazu übergehen, sich als „Sicherheitsfaktor“ zu verstehen und „nicht nur in der Ergründung der Täterpsyche“ zu verharren. „Wehret den Anfängen“, mahnt Kanther in diesem Zusammenhang und kommt auf den großen Lauschangriff zu sprechen. „Sieben Jahre Gezerre und Geschrei um die Abhörmaßnahmen für Gangster“ – damit würde man „die Sorgen der alten Frau, die ihren Hund auf der Straße ausführt“ oder der Leute, deren Wohnung im Urlaub aufgebrochen worden sei, nicht lindern, hat der Bundesinnenminister erkannt. Anstatt die „subjektive und die objektive Lage“ zu vergleichen, müßten die Angstgefühle der Bürger ernstgenommen werden, auch wenn die Zahlen über die tatsächlich begangenen Straftaten etwas anderes anzeigten. Schließlich habe die DVU ihren Wahlsieg in Magdeburg auch nur „dem Gefühl“ und „ärmlicher Werbung“ zu verdanken, erläutert der Minister auf Nachfrage am Rande der Pressekonferenz. „Extreme gehen nur über Gefühl“, weiß der Bundesinnenminister. „Wie merken Bremens Bürger auf der Straße, daß es diesen Modellversuch gibt“, will ein buten-und-binnen-Reporter wissen. Die Antwort des Ministers: „Dadurch, daß Sie fürchterlich viele Fernsehbilder über den Sender schicken.“

kes