: Sauer über kühne Pläne
Einkaufszentrum in Bahrenfeld? Essig Kühne will Firmengelände vergolden, GAL, CDU und Stadtentwicklungsbehörde sind dagegen ■ Von Heike Haarhoff
So sauer waren CDU und GAL im Bezirk Altona selten auf das Unternehmen Essig Kühne: Erst verlagerte der Gurken-, Senf- und Essig-Produzent in diesem Jahr seinen Betrieb von Bahrenfeld nach Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern und schwächte den Wirtschaftsstandort Altona so um 170 Industriearbeitsplätze. Jetzt will Kühne das stillgelegte Betriebsgelände an der Schützenstraße gewinnbringend verkaufen, damit sich dort ein großflächiges Einkaufszentrum (7000 Quadratmeter), ein Baumarkt und ein Gartencenter ansiedeln. Ein „städtebauliches Fiasko“, das „schädigend“ sei für die bestehenden Altonaer Einkaufszentren, weil deren Kunden abgezogen würden, kommentierte gestern der CDU-Bezirksabgeordnete Sven Hielscher.
Auch GAL-Fraktionsvize Olaf Wuttke will den druckfrischen Antrag auf entsprechende Baugenehmigungen aus diesen Gründen ablehnen. Statt dessen favorisieren CDU und GAL „kleinteiliges Handwerk“, einen „Gewerbehof“ oder „ruhiges Gewerbe“. Was die schwarz-grüne Bezirksmehrheit aber besonders sauer macht, ist das, so Wuttke, „aberwitzige“ Verhalten der SPD: Die befürwortet das Einkaufszentrum entgegen ihren eigenen Aussagen vom April 1996: Damals, als die Abwanderungspläne durchsickerten, hatte Fraktionschef Horst Emmel gedroht, er werde Kühne hindern, sein Grundstück zu vergolden: Großflächiger Einzelhandel sei ausgeschlossen und die Industriefläche zu erhalten.
Gestern begründete Emmel seinen Sinneswandel damit, daß es „keinen Bewerber für einen Industriebetrieb gibt“. Da sei es besser, den Riesenmarkt zu genehmigen, zumal der die Aussicht auf „500 Arbeitsplätze im Einzelhandel sowie 100 in den Bürobereichen“ biete. Auch habe der potentielle Käufer Objekt Marketing GmbH und Co. KG aus Donaueschingen zugesichert, daß 60 ehemalige Kühne-Beschäftigte im Baumarkt arbeiten könnten. Entsprechende „Vorverträge“, bestätigte Kühne-Betriebsrätin Ute Fuß, seien bereits unterzeichnet. Die Baugenehmigung liege dem Betriebsrat daher „am Herzen“. Eine „Milchmädchenrechnung“ sei das, schimpfte Wuttke. Die SPD wolle sich bloß als „Mini-Schröder von Altona“ aufspielen.
Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL), der angesichts der Größe des Bauvorhabens das letzte Wort hat, beschwichtigte: Dem Einzelhandel könne er, der „im Grundsatz Gewerbe“ befürworte, nicht zustimmen. „Kühne kann die Stadt nicht unter Druck setzen“, so Sprecherin Ina Klotzhuber. Dennoch werde es „eine Prüfung“ geben.
Gar nicht glücklich darüber ist Nikolaus Götze, Architekt des geplanten Einkaufszentrums im Hamburger Büro Gerkan, Marg und Partner. Eine „transparente Konstruktion aus Glas und Stahl“ habe er für das zweigeschossige Zentrum entwickelt. Außerdem entstünden ja auch „eine Galerie und kleinteilige Läden“. Überdies werde die klinkerrote Wohnbebauung an Schützenstraße und Koh-lentwiete „saniert und ergänzt“.
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