„Wenn weniger Geld da ist, muß man eben knapsen“

■ Meeresinstitut der Hamburger Universität in „desolatem Zustand“ / Geplanter Neubau in weiter Ferne

Den Hamburger Meereskundlern schwimmen langsam die Fische davon: „Seit Jahren appellieren wir an die Hochschulbehörde, uns neue Räume zur Verfügung zu stellen. Aber da tut sich nichts“, beschwert sich Walter Nellen, Leiter des Instituts für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft (IHF). Die Lage seines Instituts sei „desolat“: Das Mauerwerk des aus den 60er Jahren stammenden Institutsgebäudes ist „sehr porös“, die Wände sind „mit Wasserflecken übersät“, beklagt Nellen die Auswirkungen Hamburger Hochschulsparpolitik. „Ein Bereich unseres Instituts ist in der ehemaligen Polizeikaserne am Zeiseweg untergebracht und sollte schon teilweise gesperrt werden, so schlimm sind dort die Zustände.“

Für das zum Zentrum für Meeres- und Klimaforschung (ZMK) der Uni Hamburg gehörende Meeresforschungsinstitut erarbeitete eine Kommission bereits Mitte der 80er Jahre ein Konzept, das sich – zwecks Wettbewerbsfähigkeit – für die Zusammenlegung verschiedener Meeresforschungsinstitute in einem Gebäudekomplex einsetzte: Das „Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften“ (ZMAW) sollte neben der Biologischen Anstalt Helgoland in Bahrenfeld entstehen.

Doch außer großen Plänen ist bisher noch nicht viel gewesen: In ihrem vor zwei Wochen vorgelegten Haushaltsplan sieht die Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF) in ihrer mittelfristigen Planung für das Jahr 1998 eine „erste Finanzierungsrate“ von 2,5 Millionen Mark für das gigantische Zentrum vor, so Tom Janssen, Pressesprecher der Wissenschaftsbehörde. Für einen großen Bau, dessen geschätzte Gesamtkosten sich auf satte 141 Millionen Mark summieren, gebe es aber „komplexe Entscheidungswege“, und das dauere eben.

Wissenschaftler Nellen fehlt dafür nun ganz das Verständnis: Hamburg habe zwar bisher eine weltweite Spitzenstellung in der Meeres- und Klimaforschung, doch durch die Sparmaßnahmen werde diese nun aufs Spiel gesetzt: „Um konkurrenzfähig zu bleiben, brauchen wir geeignete Labore mit neuen Versuchsanlagen“, so Nellen. Sonst könne eine qualitative Forschungsarbeit nicht mehr gewährleistet werden.

Lapidarer Kommentar von der Wissenschaftsbehörde: „Wenn weniger Geld kommt, dann muß man eben knapsen.“

Kerstin Meier